Zwischenruf: Zeugnis von Gott

Rainer Müller-Jödicke, Pastor der St.-Martins-Kirchengemeinde Engelbostel/Schulenburg

St.-Marien-Kirche, Isernhagen. Foto: Hähling
St.-Marien-Kirche, Isernhagen. Foto: Hähling

Meine Religionszensur wollte ich als Schüler immer gern erfahren. Ich hoffte, dass darin mein Engagement und meine Kenntnisse anerkannt wurden. Wie sehr mich dagegen einmal eine schlechte Zensur im Deutschaufsatz verletzt hat, weiß ich bis heute. Beides hatte ich vor Augen, als ich nun in der Grundschule im Religionsunterricht Zensuren verteilen musste. Viel schöner ist darum der Konfirmandenunterricht: Gerade weil dort alle freiwillig kommen, muss ich niemanden bewerten. Vielmehr will ich sie aufbauen – ich möchte den Heranwachsenden die frohe Botschaft zusagen, wie Gott ist: „Gott liebt und braucht dich so, wie du bist. Darum hat er dich so gemacht und begleitet dich.“

Gibt es eigentlich Zeugnisse bei Gott? Ja, zuerst beim Taufsegen. Im Segen ist die gesamte Liebe und Anerkennung zusammengefasst, wie eine Dauergarantie auf eine Eins bei Gott – so großartig ist Gottes Zuspruch für uns. Mit dem Taufwasser wird zudem jeder noch so kleine Fehler, der eigentlich rot angekreidet werden müsste, abgewischt. Diese Fehler zu vermeiden, ist freilich der Anspruch. Wenn ich trotzdem Fehler mache, darf ich mich auf den Zuspruch berufen und auf Vergebung hoffen. Mit diesem Vertrauen sehe ich auch dem Abschlusszeugnis entgegen, wenn ich einmal am Ende aller Tage vor Gott stehe.

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