Zwischenruf: Eine längst überfällige Reformation
Kommentar von Pastor Rainer Müller-Jödicke, St.-Martins-Kirchengemeinde Engelbostel-Schulenburg

Das gab es noch nie in Langenhagen: Wenn an diesem Sonntag in der Elisabethkirche das Abendmahl eingesetzt wird, steht vorn keine Pastorin, sondern die Prädikantin Rita Kischlat.
Wenn Prädikantin Rita Kischlat am Sonntag in der Langenhagener Elisabethkirche das Abendmahl einsetzen wird, ist das ein überfälliger Paukenschlag innerhalb der lutherischen Kirche. Bisher war es nur Pastorinnen und Pastoren vorbehalten, das Abendmahl im Gemeindegottesdienst einzusetzen.
Dabei hatte gerade Martin Luther den Stand der Laien aufgewertet und vom Priestertum aller Glaubenden gesprochen: Alle können den Glauben verkündigen. Und der Reformator hat entgegen der damaligen Lehre auch Laien den Kelch gereicht.
Trotzdem blieb die Einsetzung des Abendmahls ans ordinierte Amt gebunden. Praktischerweise ist dann zwar geordnet, wer diese Aufgabe übernimmt. Aber dass ausgerechnet beim Gemeinschaftsmahl Laien ausgegrenzt werden, war widersinnig. Wenn Jesus sogar Sünder an seinen Tisch einlädt, kann der Beruf kein trennendes Kriterium sein.
Der Bischofsrat der lutherischen Landeskirche Hannovers hat nun diesen Missstand beendet und beauftragt jetzt Prädikanten mit der Abendmahlsverwaltung. Sie werden dafür umfassend vorbereitet: Von der ersten Mitwirkung im Gottesdienst bis zum ersten Abendmahl müssen die Ehrenamtlichen eine etwa siebenjährige Erfahrung in der Gottesdienstleitung und eine kontinuierliche Fortbildung nachweisen.