Wunder im Alltag

Frau Pastorin Blumenau, Ev.-luth. Emmauskirchengemeinde Langenhagen

©Hähling
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Gibt es das? Ein Wunder mitten im Alltag? Was sagen Sie?

In der Emmauskirche haben wir im Rahmen des Sommerkinos im Moment lauter sehenswerte Filme. Der Film vom letzten Mittwoch stellte diese Frage. Gibt es Wunder im Alltag?

Ein Gekonnter Film – mit spärlichen Dialogen – aber einer wunderbaren Szenen- und Bildführung.

Am Anfang des Filmes sagt eine Frau zum Arzt: In meinem Wohnviertel gibt es keine Wunder. Der Arzt hat ihr eben mitteilen müssen, dass es keine medizinische Hoffnung mehr  für sie gibt. Sie meint: Unter armen Leuten gibt es keine Wunder. Ihr Mann ist Schuhputzer. Sie wohnen in einem sehr bescheidenen Viertel der Hafenstadt Le Havre und müssen sehr auf das Geld achten.

Während sie im Krankenhaus ist, trifft der Mann auf einen schwarzen Jungen, der als Flüchtling auf dem Weg nach London war, jetzt aber ausgewiesen werden soll. Er wird groß über die Polizei und die Zeitung gesucht. Es ist ein sehr netter Junge – und die beiden freunden sich an. Der Schuhputzer versteckt ihn. Und auf einmal schenkt ihm der Lebensmittelhändler von gegenüber Waren – obwohl er ihn eigentlich nicht mehr anschreiben ließ. Und die Bäckerfrau versteckt den Jungen, als die Polizei kommt - geht mit ihm Kleidung einkaufen. Mit ein paar Freunden aus der Stammkneipe wird ein Konzert organisiert. Eigentlich wollte der berühmte Künstler nie wieder auftreten. Aber mit dem Geld kann man die Überfahrt nach London bezahlen. Zuletzt hilft sogar noch der Polizist, der sie alle immer im Auge hatte.

Da ist unter den armen Leuten dieses Viertels eine wahres Wunder geschehen:

Sie haben es gemeinsam geschafft, das der Junge zu seiner Mutter kann. Wenn man diesen Film ansieht, dann kommt einen das zweite Wunder – dass die Frau des Schuhputzers doch wieder gesund wird – schon als das kleinere Wunder vor. Der Film fordert einen dazu auf, über Wunder nachzudenken. Die wirklichen Wunder sind nicht übernatürlicher Art. Sie geschehen zwischen den Menschen. Dort, wo es Verständigung gibt – trotz eines vorausgegangenen Streits. Wo es Zuneigung gibt – zwischen wildfremden Menschen. Wo es Hilfe gibt, zu der niemand verpflichtet war. Die Wunder im Alltag haben mit Freundlichkeit zu tun – und mit einem offenen Herz für andere Menschen. Und dann gibt es Wunder mitten im Alltag. Und wenn man sich ein bisschen bemüht, kann man sogar selber zum Wundertäter werden.

Übrigens: Auch unsere diesjährige Sommerkirche steht unter der Überschrift: Wunder gibt es immer wieder.

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