Wolkenatlas

Pastor Falk Wook, Ev.-luth. Kirchengemeinde Zum Guten Hirten, Godshorn

© Bornemann
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Ist das Leben nichts weiter als eine unendlich kreisende, sinnlose, sich immer wiederholende Bewegung von Macht und Unterdrückung? Geschieht eigentlich immer nur immer wieder das Selbe –in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft? Oder können wir das beeinflussen.

Der neue Film Cloud Atlas mit Hale Berry und Tom Hanks widmet sich diesem Thema. „Der Mensch muss immer im Dienst stehen auf Erden" sagt der Prophet Hiob in Kap. 7, 1‑2: Er ist ein Knecht ein Untergebener, der sich in der Hitze des Tages nach Schatten sehnt, er ist ein Aushilfsarbeiter, der auf seinen Lohn wartet. Und den Tag herbeisehnt, an dem dieses sich Plagen, endlich ein Ende hat ‑ den Ruhestand. In dem griechischen Mythos von Sisyphus, der zur unaufhörlich zur Arbeit verdammt ist, weil der Stein immer wieder den Berg herunterrollt, gibt es immerhin ein Ziel! Den Gipfel des Berges. Das bewegt ihn weiterzumachen ‑ es neu zu versuchen ‑ auch wenn das letztlich nicht zu m Erfolg führt. Hiobs Botschaft dagegen beschreibt menschliches Leben und Sein als immerwährende, ununterbrochene Arbeit. Von ihr wird man nur durch den Tod erlöst. Vielleicht können wir das nachvollziehen, wenn wir uns an eigenes Leid erinnern, das uns, aber auch Nachbarn, Freunden widerfahren ist. Aber auch an uns selbst und unserem Alltag. Erinnern wir uns an die Hetze. Alles ganz schnell und es müsste alles noch schneller sein ‑ und ist doch viel zu kurz. Und wodurch werden wir von dieser Unruhe erlöst? Manchmal durch Krankheit, die uns mahnt, nicht so weiterzumachen, manchmal aber auch nur der Tod. Und doch so sagt Hiob, wäre dieses Leben vielleicht noch erträglich, wenn man nicht dafür nicht auch noch zur Rechenschaft gezogen würde. Und er empört sich darüber: "Wenn du Gott, den Menschen schon so geschaffen hast, so ohne Ziel, so schnell vergehend ‑ dann lass ihm doch diese kurze flüchtige Zeit seines Lebens! Nimm doch nicht auch noch Maß an dem was er tut, und wofür er ohnehin nichts kann, du lässt ihm ja keine andere Wahl, als sich im Kreis zu drehen! Was können wir denn dafür ‑ DU hast uns doch so gemacht. Was könnte Gott darauf wohl antworten? Vielleicht würde er sagen: Ja, Hiob, es ist wie du sagst. Du und deinesgleichen seid weniger als ein Windstoß. Aber ihr habt trotzdem eine Aufgabe und eine Verantwortung: Die Mitarbeit an der Schöpfung. Das Schaffen von Gerechtigkeit, von Frieden, das Bewahren. Es ist eben nicht gleichgültig, was ihr denkt, tut oder unterlasst. Ich habe euch sterblich gemacht, aber ich habe euch nicht als Hilfsarbeiter entworfen. Ihr seid nicht da um zu tun, was euch gesagt wird, um euch zu unterwerfen. Ihr seid da um die Wahrheit zu suchen, Gutes zu tun und lebendig zu machen zu lieben und zu leben. Es macht dabei einen großen Unterschied, ob ihr sorgfältig oder lässig bei eurem Handeln seid, ob ihr Verantwortung gegenüber Eurer Umwelt, euren Mitmenschen, aber auch gegenüber euch selbst empfindet und entwickelt oder nicht. Es ist nicht gleichgültig, ob ihr erhaltet oder zerstört, ob ihr heilt oder verwundet. Ich gebe schon Acht darauf und ihr sollt Acht geben aufeinander und auf eure Taten. “Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: fürchte dich nicht, ich helfe dir. (Jesaja 41, 13).

Das Leben ist also nicht nur sinnlose, sich immer wiederholende Bewegung. Wir sind bestimmt –befreit und erlöst ‑ zu einem Leben, in dem es Liebe, Schönheit und Sinn Hoffnung und Geborgenheit gibt. Wir blühen zwar auf wie eine Blume und fallen ab; aber dass wir auch blühen und unser Blühen ‑ unsere Liebe ‑ weitergeben können einen langen Lebenssommer hindurch und bis in die Dunkelheit des Altwerdens und Sterbens hinein, das ist entscheidend und wichtig.

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