Wittenberg sorgt für eine Überraschung
Reverend Gerson Molete ist zu Gast im Kirchenkreis

Reverend Gerson Molete war überrascht: Von Südafrika aus, so erzählt er, nehme man Wittenberg als große, einflussreiche Stadt wahr; bei seinem ersten Besuch in der Lutherstadt aber habe er entdeckt, dass Wittenberg eher ein Städtchen als eine Großstadt ist. Dennoch: Die Stadt, in der die Reformation ihren Anfang nahm, habe ihn sehr beeindruckt, erzählt der Geistliche aus dem südafrikanischen Partnerkirchenkreis Odi.
Gemeinsam mit Pastor Holger Birth aus Altwarmbüchen hatte Reverend Molete aus Anlass des aktuellen Themenjahres „Reformation und eine Welt“ an einer internationalen Partnerschaftskonferenz des ELM (Evangelisch-lutherisches Missionswerk) teilgenommen. Vertreterinnen und Vertreter von Partnerschaften mit Gemeinden und Kirchenkreisen in Südafrika, Namibia, Polen und Lettland tauschten sich dabei drei Tage lang in Hermannsburg und drei weitere Tage in Wittenberg über die gesellschaftliche Bedeutung der Reformation in der Welt aus. „Ich war sehr beeindruckt davon, dass der Austausch zwischen Menschen aus fünf verschiedenen Nationen trotz der unterschiedlichen Sprachen so gut funktioniert hat“, erzählt Gerson Molete. Er habe viel über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland erfahren und umarme seine Brüder und Schwestern auf der Flucht im Geiste.
Im Anschluss an die Konferenz bleibt Reverend Molete noch einigeTage bei Familie Behn-Hartwig in Brelingen, um von hier aus verschiedene Besuche im Kirchenkreis zu machen. Gesprochen wird dabei unter anderem über die zukünftige Aufnahme und Entsendung von Freiwilligen in den jeweils anderen Kirchenkreis: Durch einen regelmäßigen Austausch auf dieser Ebene könnte die Partnerschaft zwischen Burgwedel-Langenhagen und Odi zukünftig aufgewertet werden. Dörte Behn-Hartwig, Gastgeberin für Reverend Molete und seit vielen Jahren in der Partnerschaftsarbeit aktiv, kann sich das gut vorstellen: „Der Aufenthalt von Oatshela Moleko hier bei uns ist so erfolgreich und so problemlos, dass wir uns das gut vorstellen können.“ Noch bis Februar wird der 23-jährige Oatshela aus dem Kirchenkreis Odi im Rahmen des Freiwilligenprogramms „weltwärts“ in der Kita der St.-Marien-Gemeinde Isernhagen mitarbeiten und längst ist klar, dass Kinder und Team ihn dann nur sehr ungerne ziehen lassen.
Reverend Molete mit Dörte Behn-Hartwig und Pastor Müller-Jödicke in Engelbostel.
Auch in der Martinskirche in Engelbostel machte der südafrikanische Geistliche einen Besuch und traf sich dort mit dem Frauenkreis der Gemeinde. „Die Hermannsburger Missionare haben im 19. Jahrhundert den lutherischen Glauben zu uns nach Afrika gebracht, so dass wir bis heute deutsche Melodien im Gottesdienst singen“, erzählte Molete. „Aber während ihr immer einstimmig aus dem Gesangbuch singt, tun wir das harmonisch und singen aus dem Herzen heraus.“ Den Beweis für diese Aussage blieb er nicht lange schuldig: Als die Frauen einen Choral anstimmten, sang der Geistliche spontan eine Bassstimme dazu.
Auch Strukturprobleme seiner Kirche brachte Molete, der im Kirchenkreis Odi das Amt des stellvertretenden Superintendenten inne hat, zur Sprache: „Genauso wie im hiesigen Kirchenkreis haben auch wir gerade vier Vakanzen und fürchten uns, weil bald mehrere ältere Kollegen in den Ruhestand gehen, während zu wenige Theologiestudenten nachkommen“, berichtete er Pastor Rainer Müller-Jödicke.