Weil es guttut, schreibe ich dieses

Pastor Marc Gommlich, Ev.-luth. Elia-Kirchengemeinde Langenhagen

Pastor Marc Gommlich
Pastor Marc Gommlich

Manchmal gibt es gute Gründe sauer oder sogar wütend auf Gott zu sein. Lebenspläne, die zerstört wurden. Sackgassen im Leben, aus denen wir keinen Ausweg mehr sehen; ein geliebter Mensch, der sterben musste. Und dann dürfen wir wütend auf Gott sein und schreien: Warum?

Ich weiß, dass wir das dürfen, weil die Menschen, die vor allem die Psalmen in der Bibel geschrieben haben, es oft ganz genauso machten. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ Aus Psalm 22, die Verse 1-3. Und in Psalm 69 schreit ein Mensch mit tiefer Verzweiflung nach der Hilfe Gottes: „Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist …“. Wütend sein auf Gott und gleichzeitig um seine Hilfe bitten in auswegloser Situation. Zweifel und Glaube gehören zusammen und sind keine Gegensätze. Als Menschen kämpfen wir im Leben. Zweifel, Hoffnung, Glaube, Freude und Leid. Wer wütend auf Gott ist und ihn für das Leid in der Welt und vor allem das ganz persönliche Leid verantwortlich macht, muss es konsequenterweise dann auch mit dem Schönen und Guten machen. Ist Gott für alles Leid verantwortlich, ist er es auch für alles Gute. Viele geben Gott die Schuld für alles Schlechte. Wer gibt Gott Dank für all das Gute im Leben? Danken Sie Gott dafür? Das ist Gedanke Nr. 1. Und dann ist da noch Gedanke Nr. 2, der Hilferuf aus Psalm 69: Hilf mir Gott, ich kann nicht mehr. Etwas freier übersetzt. Wütend auf Gott sein und um seine Hilfe bitten. Das ist der richtige Weg, den uns ja sogar die Bibel aufzeigt. Gott will von uns im Gebet die Wahrheit hören. Wir brauchen im Gebet nicht so tun, als ob. Und dann ist Gott im schmerzhaften Leid und im Angesicht des Todes die einzige Adresse, an die ich mich wenden kann. Nur er hat dem Leid und dem Tod etwas entgegenzusetzen: Jesus Christus. Er hat unseren schlimmsten Feind besiegt, den Tod. Und dann ist er auch stärker als unsere kleinen und großen Sorgen und Ängste. Dann kann er jedem von uns auch einen Weg aus für uns scheinbar ausweglosen Situation zeigen. Ich kann sie nur einladen sich mit all ihren wahren Gefühlen an Gott zu wenden und ihn trotzdem um seine Hilfe zu bitten. Ich weiß wovon ich rede. Ich weiß, dass – so komisch das für manche auch klingt – in Jesus das Leben ist.

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