Vorweihnachtszeit
Hans-Günter Schoppe, Ev. Lebensberatungsstelle in Langenhagen

Bewusst mal zu allem Querdenken und Querhandeln drei Wochen vor Heiligabend: mit Muße hinter dem warmen Ofen oder Kamin sitzen, ein gutes Buch lesen, beim Schein der Adventskranzkerzen romantischer Musik lauschen, den leise rieselnden Schneeflocken vor dem Fenster im gemächlichen Tempo mit Geist und Seele nachfolgen, ein seliges inneres Lächeln sichtbar werden lassen und seine Mitmenschen mit innerer Ausgeglichenheit an der Vorfreude auf die ruhige Zeit vor, während und nach Weihnachten harmonisch teilhaben lassen –eine schöne Trance ist das, in die wir uns selbst versenken könnten.
Für Mütter kleiner und größerer Kinder gäbe es noch ergänzend meditative Versenkung in Keksvarianten, mehrstrahlige Adventsstrohsterne oder geschmackvolle Ausführungen des kreativ zu gestaltenden Adventskalenders.
Aber leider: vieles verleidet uns die Stimmung, stört das „Abtauchen“ in die Adventsseligkeit. Nicht nur die 74,5 Millionen Einträge auf Google bei der Eingabe der Stichwortkombination „Advent“ und „Stress“ (Quelle: ] www.welt.de vom 24.11.2015) – nein, auch sonst ist überhaupt nichts mehr in Ordnung: Flüchtlinge, Paris, Brüssel, Syrien… alles beunruhigende Entwicklungen, denen wir zwar heftig diskutierend, aber letztlich ohnmächtig als Zeugen ausgeliefert sind. Von den persönlichen, Beziehungs- und familiären Spannungen, die unseren Alltagshintergrund abbilden, ist da noch gar nicht einmal zu reden.
Ach ja, wir mögen unseren Lebensstil weiterführen, unsere Werte leben und keine Angst haben. Das ist unser gesellschaftlicher Auftrag in Zeiten, in denen so vieles bedroht und in Frage gestellt ist. Die (welche?) Fahne hochhalten…
Vielleicht gibt es aber auch noch andere Optionen: doch Angst wahrnehmen um unser Leben, seinen Wert im unbeschadet Sein wieder mehr wertschätzen, sich einfach freuen, zu leben, lebendig zu sein und ja, dabei auch gelegentlich höchstlebendige Angst zu spüren, die zum Leben der Menschen schon immer gehörte. Und mal nachdenken, was aus unseren, meinen Werten (welche?) überhaupt so geworden ist und was das überhaupt heißt, sie zu leben. Dazu sich selbst in aller Stille höchstpersönlich zu befragen, anstatt im massenhaften Weihnachtsrummel unterzugehen. Und unser Lebensstil? Sich an einem ganz normalen Adventsalltag am frühen Abend am Kröpcke umsehen und sich kurz fragen: hat das als Lebensstil eigentlich Zukunft – zumindest global gedacht?
Zuviel des Herausfordernden? Ok – ja, es ist in Ordnung und es ist wunderbar, Kerzen anzuzünden, schöne Geschenke auszusuchen und über den Weihnachtsmarkt zu schlendern – so ist das Leben eben auch mit allen seinen Widersprüchen. Und zu hoffen, dass alles gut geht, nicht nur für die, die darum gelegentlich beten.