Von der Passion zum Osterfest

Oder: Wann hängen Sie Ihre Ostereier auf?

Perugino, Auferstehung und Himmelfahrt Christi (©wikipedia.org, puplic domain licence)
Perugino, Auferstehung und Himmelfahrt Christi (©wikipedia.org, puplic domain licence)

Zu kaufen gibt es sie ja schon lange: Die Ostereier. Eine Freundin speckte extra noch mal ab, weil doch die Eier mit dieser Füllung so waaahnsinnig lecker sind… Aber: ab wann hänge ich eigentlich meine Osterdekoration auf? Spaziergänger rufen mir über den Gartenzaun: „Na, Frau Pastorin, wohl ein wenig spät, Ostern ist doch schon vorbei.“ Freundlich gemeint, aber falsch: Die Osterzeit beginnt mit Ostern und erst da ist die Osterdekoration angesagt.

Was vorher passiert, hat wenig mit Freude, Lust und Schokoschmaus zu tun: Mit dem Ende der Epiphaniaszeit beginnt die Fastenzeit. Sie beginnt am Aschermittwoch und endet in der Karwoche.

Haben sich die Jecken in der Faschingszeit noch einmal richtig ausgetobt, so ist zunächst eine Zeit der Besinnung und Buße dran. In den Gottesdiensten wird die Liturgie schlichter und auf zusätzlichen Prunk und Schmuck wird verzichtet. Wird es draußen frühlingshaft bunt, so zieht sich das Kirchenjahr noch einmal zurück auf die Besinnung.

Diese Fastenzeit ist mehr als eine Diät. Es sind die sieben Wochen vor Ostern, in denen das Leiden, die Passion Jesu bedacht wird – deshalb heißt diese Zeit auch Passionszeit. Sie erinnert an das 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste. Früher wurde in diesen Wochen traditionell auf Fleischspeisen und Tanzveranstaltungen verzichtet. Heute haben sich diese Traditionen deutlich gelockert.

Es ist jedoch in unserer Konsumgesellschaft wieder der Aspekt des Verzichts in den Vordergrund gerückt, so dass heute viele christliche Menschen die Fastenzeit zum Versicht einiger ihnen annehmlich und selbstverständlich gewordenen Dinge nutzen. „7 Wochen Ohne…“ ist z.B. eine Aktion der Evangelischen Kirche, an der jährlich mehr als 2 Millionen Menschen teilnehmen.

Die letzte Woche der Passionszeit ist die Karwoche. „Kara“ heißt so viel wie  „Klage, Kummer oder Trauer“. In unserer Region wird die Karwoche mit abendlichen Andachten begangen. Diese „Stille Woche“ beginnt mit dem Palmsonntag. Wir erinnern uns daran, wie Jesus als „König“ auf einem Esel in Jerusalem eingezogen ist und die Menschen ihm zujubelten. Die weiteren Tage folgen der biblischen Überlieferung: Am Gründonnerstag wird an das erste und gleichzeitig letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern gedacht. In der darauf folgenden Nacht wird Jesus im Garten Gethsemane außerhalb der Stadtmauern Jerusalems gefangen genommen.

Bereits zu Beginn der Karwoche werden in manchen Kirchen prunkvolle Altäre verhängt. Am Karfreitag gedenken die Christinnen und Christen der Kreuzigung Jesu. Daher schweigen die Glocken. Auf Tischschmuck und Kerzen wird in den meisten Kirchen gänzlich verzichtet. Für alle christlichen Konfessionen ist der Karfreitag der höchste Feiertag im Kirchenjahr. In der katholischen Kirche ist er bis heute ein strenger Fast- und Abstinenztag. Aber auch in protestantischen Familien kommt bis heute eher Fisch als Fleisch auf den Mittagstisch. Große Vergnügungsveranstaltungen sind aus Würdigung und Respekt vor diesem Feiertag in Deutschland nicht erlaubt.

Jesus nahm den Tod freiwillig in Kauf, um die Menschen von der „Erbsünde“, also all dem was sie von Gott trennt, zu befreien. Durch Tod und Auferstehung Jesu werden dem Menschen erst die Sündenvergebung und damit die Errettung aus dem Tod und das Ewige Leben ermöglicht.

Das Karfreitagsgeschehen ist damit nicht isoliert zu betrachten:

In der Osternacht, bzw. am Ostermorgen feiern wir die Auferstehung Jesu Christi. Nicht das Opfer soll das Größte sein, sondern der Sieg über Hölle, Tod und Grab. Hier wird alles ausgepackt, was möglich ist: Altäre werden enthüllt, Schmuck aufgestellt und das Lob Gottes „Halleluja“ bestimmt die Liturgie. Mit dem Osterfest beginnt die österliche Freudenzeit. Sie dauert insgesamt 50 Tage bis einschließlich Pfingsten.

Und so lange hängen auch meine Ostereier: von Ostern bis Pfingsten!

Ach, so: Warum gerade Eier? In der europäischen Kunst gilt das Ei als Symbol für die Auferstehung…

Eine gesegnete  Osterzeit wünscht Ihnen
Ihre Pastorin Birgit Birth, Altwarmbüchen

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