Vögel unter dem Himmel
Pastor Claus Venz, Ev.-luth. Matthias-Claudius-Kirchengemeinde Langenhagen

Nächste Woche ist wieder Reformationstag. Am 31. Oktober erinnern sich viele an Halloween – aber eben auch an Martin Luther.
Von ihm wird eine schöne Anekdote erzählt: Als seine Frau Katharina es eines Tages nicht mehr aushält mit seinen Sorgen und schwermütigen Gedanken, setzt sie sich schwarzgekleidet wie eine Trauernde in den Hausflur. Als er sie da findet und fragt, wer denn gestorben sei, antwortet sie: ,,Der liebe Gott. So, wie du dich aufführst, muss er tot sein". Luther war tief getroffen und klatscht in die Hände: „Zum Teufel aber auch, er lebt doch!“
So ähnlich geht die Geschichte.
Mir gefällt daran: dass sie eine große Sache auf fast heitere Weise verdeutlicht. Man kann das den Menschen mit bitter ernstem Gesicht predigen: „Macht euch nicht verrückt vor Sorgen, was morgen oder übermorgen wird - als ob es keinen Gott gäbe, der an euch denkt. So zu sorgen ist heidnisch“.
Eine solche Predigt mag zwar richtig sein, aber sie nützt nichts.
Und so hat auch Jesus den Menschen richtige Wahrheiten nicht einfach um die Ohren geschlagen. Er hat es, jedenfalls oft, durchaus heiter und mit einem Lächeln getan: ,,Seht die Vögel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keine Keller und Scheunen, und Gott ernährt sie doch"; oder: ,,Wieviel kostet so ein Sperling? Verkauft man nicht fünf Spatzen für zwei Groschen? Dennoch ist keiner von Gott vergessen. Jedes Haar auf eurem Haupt ist von ihm gezählt. Darum fürchtet euch nicht..."
Und ich stelle mir vor, wie Jesus dabei auf die Glatze des Petrus blickt und lächelt.
Ein anderes Wort hätte Jesus wohl auch sagen können, aber es soll ebenfalls von Martin Luther stammen:
,,Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt hinfliegen, kannst du nicht verhindern. Doch du kannst verhindern, dass sie Nester in deinem Haar bauen".
Mögen wir mit diesem Gottvertrauen auch die kommenden schwierigen Aufgaben in unserer Gesellschaft bewältigen.