Viel mehr Verbindendes als Trennendes
Frauen aus dem Kirchenkreis besuchen Synagoge in Hameln

„Suche Frieden und jage ihm nach!“ – die Jahreslosung aus Psalm 34 bewegte das Team der Frauenarbeit im Kirchenkreis Burgwedel- Langenhagen dazu, anderen Religionen zu begegnen und einander kennenzulernen. So besuchten jetzt 25 Frauen aus verschiedenen Gemeinden im Kirchenkreis die erste nach dem 2. Weltkrieg neu erbaute liberale Synagoge „Beitenu“ in Hameln. Rachel Dohme, Vorsitzende der Gemeinde, schilderte den Besucherinnen sehr offen und lebendig die Besonderheiten der Hamelner Synagoge.
„Für uns war es besonders interessant, etwas über die Rolle der Frauen in den orthodoxen und den liberalen jüdischen Gemeinden zu hören“, erzählt Pastorin Wibke Lonkwitz aus dem Team der Frauenarbeit. In der liberalen Hamelner Gemeinde gebe es nicht nur eine Rabbinerin, erfuhr die Gruppe. Selbstverständlich würden hier auch Frauen aus der Tora lesen.
„Mich hat es besonders berührt, dass ich als nichtjüdische Frau die Torarolle aus nächster Nähe sehen durfte“, erzählt eine der Teilnehmerinnen. Viele der Besucherinnen empfanden ähnlich: Sie waren zwar bereits in anderen Synagogen zu Gast gewesen, hatte aber noch nie eine Torarolle, die üblicherweise vor fremden Blicken im Toraschrein verborgen wird, anschauen dürfen.
Eine besondere Anregung zum Weiterdenken gab Rachel Dohme den Teilnehmerinnen im Gespräch über die Stolpersteine, die an vielen Orten zur Erinnerung an jüdische Bürgerinnen und Bürger im Pflaster vor deren früheren Wohnhäusern verlegt werden. Dohme erklärte die kritische Haltung der Hamelner Gemeinde: Sie wolle sehr wohl an die vertriebenen und ermordeten Menschen erinnern, tue dies jedoch lieber in Augenhöhe als auf dem Pflaster, wo die Namen wiederum mit Fußtritten bedacht würden.
„Nicht alle Fragen konnten bei diesem Besuch gestellt und diskutiert werden“, sagt Wibke Lonkwitz. „Dennoch wurde uns wieder einmal klar, dass Christentum und Judentum viel mehr verbindet als trennt. Wir sind gemeinsam unterwegs auf dem Weg des Friedens – und das wollen wir unbedingt fortsetzen.“