Skepsis

Diakon Holger Hornbostel

© Bornemann
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Manchmal sind wir skeptisch. Diese Skepsis ist in manchen Situationen auch angebracht, zum Beispiel beim Einkaufen. Ist das Fleisch auch frisch, ist das Gemüse noch knackig? Bei größeren, wertvolleren Anschaffungen prüfen wir die Qualität sehr genau. Diese Skepsis ist hier auch angebracht und eine genaue Prüfung der Ware macht Sinn.

Einen anderen Maßstab legen wir aber oft genug bei Menschen an, wir begegnen ihnen sofort ohne Prüfung ablehnend und mit Vorurteilen. Schubladendenken nennen wir dieses. Auf eine kurze Information hin sind wir schnell dabei, diesen Menschen einzuschätzen und in die Schublade zu packen. Es reicht uns, zu wissen, wo jemand herkommt oder von wem er abstammt. Solch eine Situation beschreibt die Bibel im Johannesevangelium. „Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen!“.

Nathanael reicht die Herkunft zu kennen und weiß wie er Jesus einordnen soll. Nathanael fällt ein negatives Urteil: Nazareth, was ist da schon los, was will der schon, wenn er da her kommt?

Wir selbst benutzen auch oft Sätze wie: Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen. Vorurteile kehren wieder in Aussagen wie: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“ oder „Wie der Herr, so das Gescherr“. Menschen werden abgelehnt wegen ihrer Herkunft, wegen ihrer Hautfarbe, wegen ihrer Behinderungen oder nur weil sie um Vorurteile willen verleumdet worden sind.

Philippus fordert Nathanael auf: „Komm und sieh“. Das bedeutet nichts anderes als: Bevor du so ein abfälliges Urteil fällst, schau dir erst einmal an wer dieser Jesus ist, und war er dir bedeuten kann. rede doch mit ihm bevor du so schnell mit einem Urteil bei der Hand bist.  

Die Qualitäten eines Menschen können wir nur messen wenn wir uns persönlich von dem anderen überzeugen. Nathanael lässt sich im Folgenden auf ein Gespräch mit Jesus ein und stellt fest: Rabbi du bist Gottes Sohn, du bist König von Israel. Die Offenheit des Nathanael ändert seine Einstellung, beseitigt Vorurteile. Begegnungen mit Menschen machen uns reicher, wir gewinnen neue Sichtweisen für unser eigenes Leben. Die Bereicherung kann sich in vielen Erfahrungen widerspiegeln,  wir lernen dazu, mit mancher schwierigen Situation können wir besser umgehen. Dazu bedarf es nur ein wenig Zeit für andere, sich genug zu informieren und keine schnellen Schlüsse zu fassen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes Maß an Skepsis, Neugier und Offenheit für Neues.

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