Sieben Wochen selber Denken
Medienvikar Sebastian Müller

„Früher war streiten einfacher.“ Ich sitze mit einem Kollegen beim Mittagessen in der Kantine. Mitten auf dem Tisch zwischen uns: Ein Smartphone. Gerade unterhielten wir uns über die anstehenden Osterferien. Mein Kollege will auf die Kanaren fliegen. „Muss man da eigentlich die Uhr eine Stunde zurück stellen?“, frage ich. „Nee, muss man nicht!“, antwortet er. „Ich bin mir da ziemlich sicher, dass man das muss.“, sage ich. Früher hätten wir so zwischendurch beim Mittagessen keine Antwort gefunden. Man hätte wen anders fragen müssen oder nach dem Essen irgendwo nachgeschlagen. Heute gibt es das Handy mit Internetzugang. Einfach bei google eingeben, fertig ist die Diskussion – aus der Streit.
„Früher war streiten einfacher.“, sagt mein Kollege und lacht. Ich gebe ihm Recht. Das hatte was gehabt. Einfach mal keine schnelle Antwort parat haben, einfach mal selber nachdenken müssen.
Die diesjährige Fastenaktion der evangelischen Kirche steht unter dem Motto: „Selber denken.“ Sieben Wochen lang, werden wir aufgefordert, mal Handy, google und alles andere, was uns am selber denken hindert, bei Seite zu legen. Kein Problem, meinen Sie? Sieben Wochen Selber denken - das Motto klingt erstmal selbstverständlich, erweist sich aber in der Praxis als Herausforderung.
Selbst auf eine Antwort zu kommen, kann lange dauern und Arbeit machen. Es kann durchaus auch gefährlich sein, Denkverbote zu ignorieren und den Chef auf einen Fehler hinzuweisen. Mut braucht es auch, Gewohnheiten, Vorurteile und liebgewonnene Denkmuster infrage zu stellen. Und wer gern nörgelt über zu wenig Grün in der Stadt oder „blöde Politiker“, sollte mal den Zuschauerraum verlassen und selber etwas auf die Beine stellen.
In der Bibel heißt es: „Mehr als auf alles andere achte auf deine Gedanken, denn sie entscheiden über dein Leben.“ (Sprüche 4,23) In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Entdeckergeist und Freude an eigenen Denk-Abenteuern!