Rabbit in Ruhe
Pastor Karsten Henkmann, Ev.-luth. Kirchengemeinde St.-Marien Isernhagen

John Updike beschreibt in dem Roman “Rabbit in Ruhe“ die Gedanken eines Todkranken. Er denkt nach über die Endlichkeit des Lebens und die vielen Menschen, die er im Laufe seines Lebens zu betrauern hat. Er erinnert sich dabei an ein Spiel, das unserem Kinderspiel “WER HAT ANGST VORM SCHWARZEN MANN“ entspricht (die Spielregeln habe ich angepasst).
Er schreibt:
Er hat “an Jill denken müssen, eine von den vielen Toten, die er kennt. Es werden immer mehr. Das Leben ist wie in Spiel, das sie auf den Pausenhof … immer gespielt haben. Einer war “dran“‚ und der rief laut: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“, und dann rannten alle auf die andere Seite, und der, der dran war, grapschte sich ein Opfer aus der rennenden Menge … und dann waren's zwei, die dran waren, und beim nächsten Massenansturm aufs sichere Seite schnappte sich jeder von ihnen wieder einen raus, dann waren's vier und dann acht und so weiter, und bald drängelte sich die ganze Blase auf der Seite des schwarzen Mannes: das Verhältnis hatte sich genau umgekehrt. Derjenige, der als einziger nicht gefangen wurde und übrigblieb, war dann beim nächsten Spiel “dran“.“
Das Leben ein Spiel, in dem sich der Tod ein Opfer nach dem nächsten grapscht. So kommt es mir oft vor, wenn ich sehe, wer alles aus der Familie, aus dem Bekanntenkreis, aus der Gemeinde oder dem öffentlichen Leben sterben muß.
Am morgigen Ewigkeitssonntag, gedenken Christinnen und Christen ihrer Verstorbenen in den Gottesdiensten und auf den Friedhöfen. Durch noch so tröstende und Hoffnung spendende Worte aus der Bibel, wird diese Tragik, die Updike beschreibt, nicht aufgelöst. Mit dem Tod, unseren Toten und dem eigenen Sterben müssen wir alle leben.
Doch leben dürfen wir, aus der Zuversicht, dass Gott mächtiger ist als der Tod. Gott befreit uns letzten Endes aus den Fängen des Todes und läßt uns nicht auf der Seite des Schwarzen Mannes zurück.