Quergedacht
Diakonin Isabelle Watral

In den Sommerferien hatten Jugendliche aus ganz Langenhagen die Chance an einem Streetart Projekt teilzunehmen und dabei zu lernen wie man mit Sprühflaschen echte Kunstwerke erschaffen kann. Initiiert vom Kulturverein Langenhagen konnten die Jugendlichen unter Anleitung von einem professionellem Graffitikünstler eigene Motive entwickeln und diese dann auf die Telekom-Kästen bringen die bisher in ihrem grauen Gewand das Stadtbild prägten. Das Projekt wurde auch in der Presse erwähnt, soweit so gut. Ein zunächst klein wirkendes Ereignis während des Projekts hat die Öffentlichkeit aber der Presse nicht entnehmen können.
Als eine Gruppe an der Stadtparkallee einen Kasten gestaltete, kam die Polizei hinzu und überprüfte was dort vor sich ging. Für die Jugendlichen zunächst einschüchternd, denn sie wussten nicht ganz genau mit der Situation umzugehen. Die Beamten haben ihre Arbeit erledigt und die Jugendlichen konnten danach weiter ihr Kunstwerk malen. Aber wieso war die Polizei eigentlich vorbei gekommen? Ein besorgtes Mitglied der Bevölkerung hatte die Beamten informiert. Was genau diese Person der Polizei gesagt hat oder gedacht hat, als sie drei Jugendliche am hellichten Tag mitten in der Stadt mit Sprühdosen hantieren sah wissen wir nicht. Anstatt zum Telefon zu greifen und so einen Einsatz der Polizei hervor zu rufen, hätte es vielleicht auch eine Möglichkeit sein können die Jugendlichen einfach mal anzusprechen. Offene Worte wären dann auch von den Jugendlichen zurückgekommen, sie hätten von ihren Ideen erzählt wie sie zu dem Motiv gekommen sind und was ihnen an dem Projekt Freude bereitet. Offene Worte hätten eine Brücke bauen können zwischen Passanten und Projektteilnehmern, eine Brücke zwischen den Bewohnern der Stadt. Als ich überlegt habe welche Gedanken in diesem Artikel eine Rolle spielen sollten, kam mir einfach als erstes diese Situation in den Kopf, denn sie beschäftigt mich im nach hinein doch sehr. Und darum nun diese offenen Worte meinerseits. Da ich als Diakonin bei der Kirche arbeite und mein Leben dadurch geprägt ist, könnte ich ihnen natürlich jetzt auch noch erzählen was Jesus uns Menschen dazu zu sagen hätte. Da ich aber niemanden mit dem Wort Gottes Halleluja-hopsend und singend etwas aufzwingen möchte, belasse ich es einfach bei den allgemeinen moralischen und gesellschaftlichen Werten die für alle (hoffentlich) heute noch eine Akzeptanz haben. Gemeinschaft und Miteinander stärkt einen jeden der Teil davon ist. Um ein lebendige Miteinander zu leben müssen wir zwangsläufig miteinander kommunizieren, auf welche Art und Weise wir dies tun sollte man allerdings manchmal zunächst überlegen.
Das Projekt wurde übrigens von allen Beteiligten erfolgreich abgeschlossen und im gesamten Stadtgebiet können sie nun bunte Telekom-Kästen bestaunen. Sollten Sie einmal wieder tagsüber Gruppen an Sprühkästen stehen sehen und sich fragen was dort passiert, es kann sein dass es wieder ein Projekt ist um Jugendlichen etwas in den Ferien als Unternehmung zu ermöglichen und ihnen für ihre Talente Raum zu bieten. Wenn sie Zeit haben, kommen sie gerne mit den jungen Menschen ins Gespräch – offene Worte öffnen Augen, verbinden und erfreuen einander.