Quergedacht: Weiter Raum.

Ulrich Krämer, Flughafenseelsorger

Foto: Lutz Bornemann
Foto: Lutz Bornemann

Ich lade Sie ein, sich einen weiten Raum vorzustellen. Eigentlich nicht wirklich einen Raum sondern die pure Weite. 

Wo dürfte das leichter fallen als am Flughafen.  „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, hat Reinhard Mey diese Weite besungen. Der Flughafen steht für Fernweh und die ganz großen Entfernungen, die sich in wenigen Stunden überwinden lassen. Die Freiheit ist zum Greifen nah.

Der Flughafen steht aber auch für die bedrückende Erfahrung, dass nicht alle Menschen diese Freiheit teilen können. Er steht auch für Flugangst und Abschiedsschmerz, Abschiebung und dauerhafte Trennung. Die Weite wird dann unversehens zum Raum, in dem man verloren zu gehen droht.

Dennoch mutet uns die christliche Botschaft diese Weite als Lebensprinzip zu. Im 31. Psalm heißt es: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Wir sind als Christen in eine wirklich große Freiheit gestellt. Wir dürfen allen, die uns in die Enge treiben wollen energisch widersprechen.

Wenn die Partnerbeziehung zur Falle wird oder der Beruf zur Zerstörung der Kreativität führt, wenn das Hobby zur Sucht wird oder die Religion in die Angst treibt, dann dürfen, ja sollen wir energisch im Namen Gottes widersprechen. Gott will diese Enge nicht. Er steht für Weite und Freiheit.

Aber eben nicht für die Weite, die uns ungeborgen macht, sondern für die Weite, die einem warm ums Herz werden lässt, weil wir darin nicht allein sind. Und das ist dann auch die Botschaft, die ich den Menschen auf dem Flughafen weitersage: Ihr seid nicht allein. Ihr braucht keine Angst zu haben. Gott ist mit euch.

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