Pastor fährt gen Himmel

Ulrich Krämer, Evangelisches MedienServiceZentrum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Foto: Lutz Bornemann
Foto: Lutz Bornemann

Nein, mein damaliger Superintendent war über diese Überschrift in der Zeitung nicht begeistert. Sie galt nämlich mir. Ich war in der Halbzeitpause eines bedeutsamen Fußballspieles mit einem Heißluftballon vom Anstoßpunkt abgehoben und gen Himmel gefahren. Ein tolles Erlebnis, das zu dieser Schlagzeile geradezu einlud. Ich konnte drüber schmunzeln und habe das Gen-Himmel-fahren gewissermaßen zum Beruf gemacht.

Als Flughafenseelsorger arbeite ich in einem Umfeld, in dem das Aufsteigen gen Himmel alltäglich ist. Die Flugzeuge heben ab und entschwinden nach kurzer Zeit in den Wolken. Manchmal sitze ich selber drin und freue mich darüber, die schöne Erde von oben zu sehen. Das Fliegen steht für mich immer noch für meine Sehnsüchte. Abheben, alle Sorgen zurücklassen und auf einen Urlaubstraum zusteuern.

Manchmal kommt mir das Lied von Reinhard Mey in den Sinn, in dem er die Freiheit über den Wolken besingt und dass sie wohl grenzenlos sei. Für mich ist das Fliegen nach wie vor ein Bild für die Hoffnungen des Menschen auch für die christlichen Hoffnungen. Schließlich feiern wir am kommenden Donnerstag den, der gen Himmel gefahren ist. Er ist damit zum Garanten für unsere Hoffnungen geworden.

Aber wie passt dann das Schreckliche dazu? Wie kann es sein, dass ein Pilot bewusst diese Hoffnung zerstört und abstraft, indem er sich und 149 Fluggäste in den Tod stürzt? Sogar geprobt haben soll er den Absturz auf dem Hinflug. Wie passt es dazu, dass in diesen Wochen an die Befreiung der Konzentrationslager vor 70 Jahren erinnert wird? Wie können wir von Hoffnung reden angesichts des Elends in Nepal nach dem Erdbeben?

Ich habe darauf keine endgültige Antwort. Ich weiß nur, dass der christliche Glaube ein Trotzdem kennt, dass er etwas Trotziges hat. Dem Elend zum Trotz halten wir an der Hoffnung fest, dass das Leben gesiegt und der Tod nicht das letzte Wort hat. Ich wünsche Ihnen und mir allzeit diese Portion Trotz im Glauben und einen guten Flug.

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