„Nicht rauchen. Nicht hausieren. Nicht predigen.“
Pastor Holger Birth, Christophorus-Kirchengemeinde Altwarmbüchen

Wir sind in Nairobi unterwegs und ich lese mal wieder das englischsprachige Schild am Fenster des Linienbusses. Während ich noch über den Sinn des Textes nachdenke, steht vorne im Bus ein Kenianer auf und dreht sich um. Er spricht ein Gebet, gefolgt von einer zwanzigminütigen Predigt. Kurz vor dem Busbahnhof endet er mit einem zweiten Gebet und sammelt Spenden ein.
Es scheint egal zu sein, was die Verkehrsbetriebe da schreiben. Beachtet wird nur das Verbot des ohnehin teuren Rauchens. Hausieren wird meist toleriert. Und Predigen, von seinem Glauben Zeugnis ablegen? Die anderen Fahrgäste konnten daran offensichtlich nichts Verbotenes finden und viele gaben dem Mann etwas.
In den neun Monaten, die wir in Kenia lebten, haben wir erlebt, dass dort eine Anwältin ganz selbstverständlich erzählt, dass sie auch betet, wenn sie sich für jemanden einsetzt. Wir hörten eine Vermieterin von Gottes Segen für ihre Mieter sprechen. Eine Hausangestellte äußerte, wie dankbar sie Gott für den Schulerfolg ihrer Kinder war. Vielleicht würde manches davon in Deutschland für unsere Ohren aufgesetzt klingen. Eine Predigt auf der Stadtbahnfahrt nach Hannover bekäme sicher nicht den gleichen Zuspruch wie in Nairobi. Dennoch wünschte ich mir manchmal, dass wir etwas von der afrikanischen Unverkrampftheit in Glaubensfragen lernen könnten. Glaube ist nicht nur etwas für die Kirche, sondern fürs Leben. Davon zu reden sollte uns keiner verbieten – auch nicht wir selber.