Mit Akribie und Fantasie
Jens Wening wird am 5. Februar als Vikar in Engelbostel eingeführt

Jens Wening interessieren viele Dinge: das Hebräisch der Bibel, das Alte Testament, biblische Archäologie, die Geschichte Jerusalems, Religionspädagogik, das Eintauchen in biblische Texte mit allen Sinnen und immer wieder die Frage: „Woher kommen wir eigentlich?“
Seit Oktober 2016 absolviert der 36-jährige Hannoveraner sein Vikariat in Engelbostel und Schulenburg – zunächst für gut drei Monate in der Grundschule, seit der vergangenen Woche in der Martins-Kirchengemeinde, wo er bis Januar 2019 bleiben wird. „Das passt richtig gut“, sagt Vikariatsleiter Pastor Rainer Müller-Jödicke – und wer die beiden nahezu gleichaltrigen Theologen im Gespräch erlebt, glaubt das sofort.
Jens Wening kam als Quereinsteiger ins Vikariat: Nach einem Lehramtsstudium mit den Fächern Geschichte und Theologie legte er das 1. Staatsexamen ab. Anschließend leitete er ein evangelisches Studentenwohnheim und befasste sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leibniz-Universität Hannover sechs Jahre lang mit den Themenfeldern Religionspädagogik und Altes Testament, bevor er sich beim Landeskirchenamt in Hannover um einen Vikariatsplatz bewarb. Die Zusage war mit einigen Ergänzungsprüfungen verbunden, um so das 1. Theologische Examens nachzuholen.
„Die Beschäftigung mit dem Hebräischen hat mir einen neuen Zugang zu Gott eröffnet“, erzählt Jens Wening von seinem Werdegang. „Das Hebräisch der Bibel ist faszinierend bildhaft und melodisch und gibt den Texten Weite – dadurch tun sich neue, schöne Fragen auf.“ Besonders eindringlich hat er diese Erfahrungen während eines Studienjahres in Jerusalem gemacht, in dem er sich in die jüdische Bibelauslegung einarbeitete. Fasziniert hat ihn dabei die Gleichzeitigkeit von Akribie und Fantasie: „Das ist mein Leitbild für die religionspädagogische Arbeit geworden.“ Dass dieses Leitbild die Arbeit mit Kindern im Religionsunterricht gut trägt, hat er an der Grundschule Engelbostel erfahren: „Man muss sich mit allen Sinnen in die Bibeltexte reinwühlen“, ist der Vikar überzeugt. „Dann bekommen die Geschichten Beine und Gesichter, man erlebt Farben und Gerüche und neue Begegnungen und tieferes Verstehen werden möglich.“
Den beruflichen Weg ins Pfarramt hat Jens Wening seit Jahren schon im Hinterkopf, lange Zeit aber hatte er davor zu viel Respekt: „Ich habe mich oft gefragt, ob mein Glauben groß genug ist, um andere mitzutragen – dann, wenn alle Trostworte aufgebraucht sind“, erzählt er. Denn auch er kennt Krisen im Glauben, die schließlich die Bewährungsprobe für ihn waren: „In diesen Zeiten waren Texte der Bibel mein Seelenbrot; sie haben mich durch die Krisen getragen.“ Die Erkenntnis, dass der Trost nicht allein aus ihm heraus, sondern von anderer Stelle kommt, gab ihm die Gewissheit, Pfarrer werden zu wollen.
Rainer Müller-Jödicke bescheinigt seinem Vikar theologische Kompetenz, Lebens- und Glaubenserfahrung, Humor und Kommunikationskompetenz – und freut sich auch aufs Zwischenmenschliche: „Wir sind uns sympathisch.“ Interessant wird das Vikariat für Jens Wening insbesondere vor dem Hintergrund der „religionspädagogischen Strategie“, die die Arbeit in der Martins-Kirchengemeinde prägt: „Von der Martinskrippe bis zur Jugendgruppe wollen wir den jungen Menschen in Engelbostel und Schulenburg eine Glaubensgrundlage geben“, sagt Rainer Müller-Jödicke.
Am Sonntag, 5. Februar um 10 Uhr wird Jens Wening in der Martinskirche in Engelbostel als Vikar eingeführt. Im selben Gottesdienst wird auch die Taufe von KU4-Kindern gefeiert, die den Vikar bereits in der Engelbosteler Grundschule kennengelernt haben.