Martinslegenden

Pastor Rainer Müller-Jödicke, Ev.-luth. Martins-Kirchengemeinde Engelbostel

Pastor Rainer Müller-Jödicke, Ev.-luth. Martins-Kirchengemeinde Engelbostel
Pastor Rainer Müller-Jödicke, Ev.-luth. Martins-Kirchengemeinde Engelbostel

Diese eine Legende kennen ganz viele Martinssinger: die vom geteilten Mantel. Am Montag wird sie in vielen Kirchen wieder erzählt werden. Letztes Jahr hatten wir beim Martinsumzug in unserer Engelbosteler Martinsgemeinde sogar einen Reiter mit Pferd dabei. Er hat in der Andacht vor dem Umzug den Offizier Martin von Tours gespielt, und ein Jugendlicher hat den armen Bettler dargestellt, den Martin am Wegesrand völlig durchgefroren erblickte. Martin soll dann seinen Mantel geteilt und in der folgenden Nacht geträumt haben, dass Jesus ihn dafür gelobt hat. Dies war der Anfang von Martins großer Missionstätigkeit.

Als Pastor einer Martinskirche freue ich mich aber immer, wenn ich neue weitere Legenden vom Heiligen Martin höre. Tröstlich finde ich die Geschichte, dass er einmal dem Teufel begegnet sein soll. Der Teufel sah auf den ersten Blick aus wie Jesus selbst. „Schau“, sagte der Teufel zu Martin, „ich bin Jesus, und wenn du an mich glaubst, dann schenke ich dir alle Königreiche dieser Welt!“ Martin durchschaute den Schwindel schnell und fragte: „Bist du denn wirklich Jesus, du hast doch gar keine Wunden an den Händen und Füßen?“ Tatsächlich war der Teufel ja nicht vom Kreuz von Golgatha gezeichnet. „Nun“, sagte der Teufel, „die Wunden sind doch von damals und längst vergessen, die sind doch völlig unwichtig!“

Doch Martin blieb standhaft: „Wenn du keine Wunden hast, dann kannst du nicht Jesus sein und ich kann nicht an dich glauben. Denn ohne deine Wunden kannst du ja gar nicht wissen, wie schwer mein Leben als Mensch manchmal ist, wie furchtbar manche Menschen leiden müssen. Das ist mir aber wichtig, dass wenigstens du das weißt! Denn das ist mir in meinem Leid ein großer Trost!“

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