Martinskirche ist Pokémon GO-Arena

Ben (11) erklärt Pastor Pokémon GO-Spielregeln

Ben Koch (11) erklärt Pastor Rainer Müller-Jödicke am Engelbosteler Pfarrhausschild die Pokémon GO-Spielregeln.
Ben Koch (11) erklärt Pastor Rainer Müller-Jödicke am Engelbosteler Pfarrhausschild die Pokémon GO-Spielregeln.

Seit Mitte Juli laufen überraschend viele Jugendliche um die Martinskirche und das Engelbosteler Pfarrhaus herum. Ben Koch erklärte nun Pastor Rainer Müller-Jödicke den Grund: „Unsere Martinskirche ist eine Pokémon-Kampfarena“, sagt der Elfjährige. Der junge Engelbostler ist selbst gern mit seinem Smartphone im Dorf unterwegs und spielt das gerade so angesagte Spiel: „Es geht darum, mit dem Smartphone möglichst viele Pokémons zu finden, zu besiegen und einzufangen, die bei uns vor allem in der Engelbosteler Kirche zu finden sind.“ Ihm macht das Spiel viel Spaß, denn: „Ich finde cool, dass man sich dabei zu Fuß durch den Ort bewegt und historische Bauwerke entdecken kann.“ 

Die Spieleerfinder haben europaweit markante und interessante Punkte sowie Sehenswürdigkeiten zu Spielstätten erklärt. „Auch unser historisches Pfarrhaus und die barocke Kirche, auf die ja ebenfalls sogenannte GLIEM-Schilder aufmerksam machen, dass „ganz Langenhagen ein Museum ist“, sind zum Pokéstop bzw. zur Arena geworden“, erläutert Kirchenvorsteher Jörg Mewes. Auch er hat sich das Spiel heruntergeladen und ist erleichtert, dass der Friedhof nicht dabei ist: „So werden bei uns keine Trauernden durch fröhliche Spieler gestört!“ In Müller-Jödickes Heimatstadt kam es nun hingegen zum Eklat: „Vermutlich wussten die Spieleerfinder nicht, dass der Auricher Synagogenplatz die Gedenkstätte für die 320 ermordeten Juden der Stadt ist.“

Dass in seiner Kirche nun böse Pokémons gesucht und bekämpft werden, sieht der Geistliche mit Humor: „Wenn ich in der Kirche den Segen erteile, dann glaube ich genauso, dass mit Gottes Kraft das Böse besiegt wird.“ Auch am Pfarrhaus kommt Ben regelmäßig vorbei: „Wie die Kreuzwippe, das Ehrenmal und die Schule ist auch das Pfarrhaus ein sogenannter Pokéstop, wo ich Punkte sammeln kann, um ein stärkerer Jäger zu werden.“ Dass die Pokémonjäger an seinem Pfarrhaus neue Kraft tanken, amüsiert den Pastor: „In meinem Amtszimmer wollen meine Vorgänger und ich seit 1727 unseren Besuchern zuhören und für sie ein ermutigendes Gebet sprechen.“ Ben sieht aber auch Grenzen in dem Spiel: „Ich fände es doof, wenn Jugendliche nur in meine Kirche kommen, um dort Pokémon GO zu spielen.“

 

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