„Kommen Sie, so oft es geht, zu unseren Konzerten“

Orgelbauverein St. Martini Brelingen feierte seinen 20. Geburtstag

Ein ganz besonderes Erlebnis: 20 Stunden Musik in der Brelinger Kirche. Foto: Andrea Hesse
Ein ganz besonderes Erlebnis: 20 Stunden Musik in der Brelinger Kirche. Foto: Andrea Hesse

Es gibt Gemeinsamkeiten zwischen dem Orgelbauverein St. Martini Brelingen und dem Werk „Vexations“ des französischen Komponisten Erik Satie: Beide haben einen hohen Anspruch an die Qualität von Musik, beide gehen ungewöhnliche Wege, beide verbinden ihren Qualitätsanspruch mit einem Augenzwinkern. Unter anderem diese Parallelen waren es wohl, die die Aktiven des Orgelbauvereins dazu bewogen, die Vexations für ein besonderes Konzert auszuwählen: Am 10. und 11. Juli war das 1893 komponierte Werk in einer 20-stündigen Aufführung in der Brelinger Kirche zu hören. Anlass war der 20. Geburtstag des Orgelbauvereins.

„Wir wollten zu unserem Geburtstag etwas ganz Besonderes, vielleicht Unerwartetes machen“, sagt Klaus Mencke, Vorsitzender des Orgelbauvereins. Mit der Aufführung der Vexations ging dieser Wunsch in Erfüllung: Eine Reihe von Musikerinnen und Musikern aus der Gemeinde, dem Kirchenkreis, dem Gymnasium Mellendorf und der Region Hannover führte das Stück über 20 Stunden ohne Unterbrechung auf; alle 20 Minuten gab es einen fliegenden Wechsel. Orgel, Flügel, Akkordeon, eine Bläserklasse des Gymnasiums Mellendorf und ein Saxophon-Ensemble waren beteiligt; entsprechend der Anweisung des Komponisten Erik Satie wurde das Stück, dessen Noten gerade einmal eine Seite füllen, unablässig wiederholt – beginnend am Abend, die Nacht hindurch, bis in den Nachmittag des nächsten Tages. In der Kirche stellten die Organisatoren Liegestühle und bequeme Sessel auf und legten Kissen und Decken bereit, sodass nicht wenige Besucher es eine ganze Weile dort aushielten. Einige von ihnen kamen gleich mehrere Male vorbei, ließen sich eine halbe Stunde oder länger nieder und stellten überrascht fest, wie unterschiedlich ein und dasselbe Stück interpretiert werden kann.

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Mit vielen Blechen Pizza, gebacken im alten Backhaus im Pfarrgarten, bewirtete der Orgelbauverein seine Gäste beim Empfang. Foto: Andrea Hesse

Beim abschließenden Empfang im Pfarrgarten dankte Klaus Mencke allen Beteiligten ebenso wie Sponsorinnen und Sponsoren, die das Konzert ebenso wie die mittlerweile 20-jährige Arbeit des Orgelbauvereins ermöglichten. Marion Bernstorf, Vorsitzende des Kirchenvorstandes, gab diesen Dank gerne zurück und erinnerte an die Ursprünge des Vereins: Er wurde 1995 aus der Not heraus gegründet, um die Sanierung der Orgel zu ermöglichen. „Eine Kirche ohne Orgel ist für uns nicht vorstellbar“, so Marion Bernstorf – und die elf Gründungsmitglieder aus der Kirchengemeinde dachten ähnlich. 70.000 D-Mark brachten sie als Eigenkapital auf, warben Zuschüsse und Spenden ein und machten am Ende die Orgelsanierung, die fast 190.000 D-Mark verschlang, möglich.

Nachdem das große Ziel erreicht war, gab es eine Neuausrichtung des Vereins, verbunden mit einer Satzungsänderung: Aus dem Orgelbauverein wurde ein Kulturförderverein, der für die Kirchengemeinde, den Ort Brelingen und die Region regelmäßig Konzerte und Kulturveranstaltungen auf höchstem Niveau organisiert. Damit dies auch in Zukunft so bleiben möge, formulierte Klaus Mencke einen ganz bescheidenen Geburtstagswunsch: „Kommen Sie, so oft es geht, zu unseren Konzerten.“

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