Koffer packen
Falk Wook, Pastor der Evangelisch - lutherischen Kirchengemeinde Zum Guten Hirten, Godshorn

„Ich packe meinen Koffer…“ und renne los – soeben hat es an der Tür geklingelt und ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Wenn ich dann an den Rechner zurücklehre, weiß ich oft nicht mehr wie ich aufgehört habe. Es steht jemand vor meiner Tür, drückt mir Geld in die Hand und sagt: „Ist für die Kinder, na ja die hierher gekommen sind - sie wissen schon was die brauchen.“ Aber nicht weitersagen, von wem das Geld ist.“ Ich verspreche ihr das und kehre an meine Schreibmaschine zurück. Vorhin war ich damit beschäftigt, mir einige Gedanken zu unserem Sommerfestgottesdienst zu machen unter dem Thema: „Wir packen unsere Koffer“ Durch die Besucherin bekommen meine Gedanken eine ganz andere Richtung: Als Kinder haben wir oft „Ich packe meinen Koffer – und nehme mit“ gespielt. Das hat Spaß gemacht. Und wenn wir heute in die Ferien gehen oder auf Reisen, dann ist das auch sehr interessant.
Einige Menschen packen auch die Koffer um für immer wegzugehen, andere packen lieber ihre Koffer, bevor es schwierig wird. Manche haben sogar an verschiedenen Stellen einen Koffer stehen aus dem sie leben. All diese Gedanken werden durch den Kurzbesuch beiseitegeschoben.
Die Menschen, die nicht mal einen Koffer zu packen haben, die gerade das nackte Leben packen konnten, habe ich vor Augen. Einige haben es zu uns geschafft – wenige. Die anderen Flüchtlinge scheitern an den Außengrenzen Europas oder landen in den Notunterkünften der Mittelmeerstaaten oder werden, wenn sie Glück haben, lebend aus dem Meer gefischt.
Wie gut, wenn man noch einen Koffer packen kann und nicht nur das nackte Leben mitbringt. Letzte Woche kamen durch den Tod von fast 1000 Flüchtlingen im Mittelmeer wieder die Argumente, was zu tun sei, in die Talk Shows. Die harte Flüchtlingspolitik der EU ist schuld sagen die Einen, die Schleuserbanden müssen verboten werden, sagen die anderen, die wollen nur unseren Wohlstand, eine dritte Meinung. Den Flüchtenden muss in ihrem Land geholfen werden, nicht hier.
Wir müssen wohl mehrgleisig handeln. Sowohl das eine tun und doch das andere nicht lassen. Krieg beenden, Wohlstand im nahen Osten schaffen, Schleuser bekämpfen. Das dauert lange und kostet viel Geld. Aber als erste mitmenschliche Notmaßnahme bleibt doch: Flüchtlinge aufnehmen und ihnen erst einmal ein Zuhause geben, damit sie hier leben und arbeiten können. „Wie ein Einheimischer soll euch der Fremdling gelten, der bei euch wohnt, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“(3. Mose 19)