„Klassik profitiert von der Rhythmik des Rock“
Michael Schütz leitet Bläserworkshop in Langenhagen

„Musik lebt von Gegensätzen“, sagt Michael Schütz. „Laut und leise, hell und dunkel, schnell und langsam …“ 100 Blechbläserinnen und -bläser hören ihm konzentriert zu und setzen das Gehörte gleich darauf in Musik um. Der Boden des großen Saals im Gemeindehaus der Elisabethkirche vibriert, wenn 100 Trompeten, Pausaunen, Hörner und Tuben gleichzeitig erklingen – ein ganz besonderes Erlebnis für alle Beteiligten.
Gemeinsam haben die beiden evangelisch-lutherischen Kirchenkreise Burgwedel-Langenhagen und Burgdorf Michael Schütz für einen Tagesworkshop nach Langenhagen eingeladen; organisiert wurde der Tag von Arne Hallmann, Kantor der Elisabethkirche, und Henning Herzog, Landesposaunenwart der hannoverschen Landeskirche. „Wir wollten den vielen Menschen, die in den Posaunenchören in unseren Gemeinden musizieren, ein hochwertiges Fortbildungsangebot machen“, sagt Henning Herzog – und dieser Plan ging auf. 100 Frauen und Männer aus den Kirchenkreisen Burgwedel-Langenhagen und Burgdorf sowie aus dem Stadtkirchenverband Hannover kamen schon am Morgen am Langenhagener Kirchplatz zusammen um zu lernen, zu musizieren, sich auszutauschen und gemeinsam zu essen. Viele weitere wären gern dabei gewesen, konnten aber aus Platzgründen nicht teilnehmen.
Der Boden vibrierte, als 100 Trompeten, Posauen, Hörner und Tuben gleichzeitig erklangen. Foto: Andrea Hesse
Michael Schütz ist ausgebildeter Kirchenmusiker, Dozent für Popularmusik, Komponist, Arrangeur, Bandleader, Organist und Seminarleiter in einer Person – und genau das machte seinen Workshop so spannend. Um die Rhythmik an einem Punkt seines Crown Jewels March deutlich zu machen, spielt er auf dem Klavier kurz Van Halens „Jump“ an: „Klassische Musik kann von der Rhythmik in Rock und Pop sehr profitieren“, ist Michael Schütz überzeugt. Der 53-jährige lebt in Potsdam und hat aktuell einen Lehrauftrag für Popularmusik in kirchenmusikalischen Studiengängen in Berlin. Als Workshop-Leiter ist für ihn das individuelle musikalische Niveau der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zweitrangig: „Auch denen, die bereits auf hohem musikalischen Niveau musizieren, will ich Futter anbieten“, sagt er und freut sich, dass er damit auch in Langenhagen auf kenntnisreiche Resonanz stößt. Andere können ihm musiktheoretisch stellenweise sicher nicht folgen, profitieren aber von seinen Hinweisen zu einer lebendigen Rhythmik.
Landesposaunenwart Henning Herzog sieht beim Blick in die große Runde der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder einmal bestätigt, was auch die Statistik sagt: In kirchlichen Posaunenchören musizieren, mehr als in allen anderen Ensembles, Menschen aus verschiedenen Generationen gemeinsam. Die Kompositionen für Posaunenchöre werden seit Jahren immer vielfältiger – Pop, Rock und Musical haben hier längst Einzug gehalten, ganz ohne die alten Choräle zu verdrängen. Beides hat seinen Platz in den Konzerten der Posaunenchöre, die vielfach gut besucht sind. Das gemeinschaftliche Musizieren steht für alle Beteiligten immer im Mittelpunkt, und wenn dann noch einer wie Michael Schütz kommt – kenntnisreich, begeisternd und mit weitem musikalischen Horizont – wird klar, warum die kirchlichen Posaunenchöre das sind, was sie sind: ein Erfolgsmodell.