Kindermund tut Wahrheit kund

Beate Granobs, Diakonin in der Elisabeth- und der Matthias-Claudius-Gemeinde, Langenhagen

Foto: Bastian Hähling
Foto: Bastian Hähling

Neulich schaute ich mit meinen beiden Kindern Familienfotos an. Als wir ein älteres Foto anschauten, wo nur wir Eltern und unserer Ältester drauf waren, fragte unsere Tochter: „Mama, wo war ich da?“ Ich wollte gerade „Du warst noch nicht geboren“ sagen. Aber während ich noch überlegte, ob diese Antwort wohl kindegerecht genug war, sagte mein Sohn: „Da warst du noch bei Gott!“. Ich war verblüfft. Ist es so einfach? Ja, es ist so einfach. Es gab keine Rückfragen, meine Tochter war zufrieden und wir schauten die nächsten Bilder an.

Aber mich beschäftigt diese Sache seitdem. „Kindermund tut Wahrheit kund“ denke ich dabei. Wir Erwachsenen haben verlernt, in so einfachen Kategorien zu denken. Für unsere komplexe Gesellschaft mag das auch gut sein, aber manchmal hilft vielleicht auch so ein Blick durch Kinderaugen. Denn mein Sohn hat Recht. Sagen wir nicht, Gott sei unser Anfang und unser Ende? Da wo wir herkommen, gehen wir auch wieder hin. Wir Christen fühlen uns geborgen und sicher in dem Vertrauen darauf, dass der Tod nicht das Ende, sondern ein Neubeginn sein wird. Leben und Tod liegen eng zusammen. Gerade in dieser Jahreszeit spüren wir das. Am vergangenen Sonntag haben wir den Ewigkeitssonntag begangen und uns an die erinnert, die von uns gegangen sind. Und nun beginnt die Wartezeit auf die Ankunft eines neuen Lebens. Advent heißt Ankunft. Wir warten auf die Ankunft Gottes, der in Jesus Christus selbst Mensch wird. Neues Leben bringt auch Zuversicht und Mut mit sich. Im Advent spüren wir das durch das Licht, das sich immer mehr ausbreitet. An diesem Sonntag dürfen wir die erste Kerze an unserem Adventskranz anzünden. Und von da an wird es immer heller.

Die Augen meiner Kinder strahlen schon seit Wochen, wenn wir über die Adventszeit, besonders natürlich den Adventskalender und Weihnachten sprechen. Sie spüren, das ist etwas Besonderes. Das gibt es nicht das ganze Jahr über. Bei meinen Kindern merke ich, dass diese Zeit für sie mit einem ganz besonderen Zauber verbunden ist. Bei mir selbst hingegen merke ich, dass mir dieser kindliche Weihnachtszauber ein Stück weit abhandengekommen ist. Die Arbeit, die Vorbereitung auf den Advent und auf Weihnachten, das ist alles ganz schön viel. Aber dann fällt mir wieder diese einfache Erklärung meines Sohnes ein „Da warst du noch bei Gott“ und ich versuche, einmal wieder durch Kinderaugen zu blicken. Und ich spüre, dass die Vorfreude doch noch tief in mir steckt. Ich freue mich auf  den Advent. Ich freue mich auf schöne Stunden mit Kerzenschein. Auf das Kekse backen mit meinen Kindern, das bestimmt in eine Schlacht ausartet. Auf das genüssliche Essen der Kekse danach. Und ich freue mich auf Weihnachten. Auch wenn ich weiß, dass es ganz schön stressig wird.

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