Kinder finden Zugänge zur Kunst

Kooperationsprojekt der Kunstschule Wedemark mit evangelischen Kitas

Kurt Schwitters‘ „Bild mit Drehrad“ diente als Impulsgeber für die Kinder der Kita in Resse. Foto: Andrea Hesse
Kurt Schwitters‘ „Bild mit Drehrad“ diente als Impulsgeber für die Kinder der Kita in Resse. Foto: Andrea Hesse

Eine „bespielbare“ Wand in ihrem Bewegungsraum wünschte sich die evangelische Kindertagesstätte in Resse – und sie bekam diese Wand. Nicht einfach bestellt und eingebaut, sondern selbst gestaltet von den Kindern der Einrichtung, die in diesem Sommer eingeschult werden. Ein Sandrieselbild mit Dünen wie in der tunesischen Wüste, ein Dorf im mediterranen Licht, ineinander greifende schimmernde Zahnräder, eine Kullerbahn in violett, rot und blau und eine Landschaft aus Flaschen: Auf großen Holztafeln sind die künstlerischen Arbeiten der Kinder an der Wand montiert und können „bespielt“ werden. Kleine Türen lassen sich öffnen und wieder schließen, Zahnräder greifen ineinander, Flaschen und Gläser können in passende Deckel geschraubt werden, Kugeln kullern und hüpfen durch Rohre und Trichter, in drehbaren Plexiglasrahmen häuft sich rieselnder Sand zu kleinen Bergen.

In der evangelischen Kita Kranichweg hat Aaron sein Bild auf einer Holzplatte gestaltet. Foto: Andrea Hesse

In der evangelischen Kita Kranichweg hat Aaron sein Bild auf einer Holzplatte gestaltet. Foto: Andrea Hesse

„Bereits im Jahr 2015 haben wir bei der Region Hannover die Förderung eines Kunstprojektes in unserer Kita beantragt“, erzählt Kita-Leiterin Bärbel Stöcker. Bernd Tschirch, Leiter der Kunstschule Wedemark, entwickelte mit seinem Team ein Konzept, das Teil des Projektes „Kunstschule 2020“ ist, und nach der Bewilligung von 2.500 Euro durch die Region konnte es im Januar 2016 losgehen. Kerstin Jacob, Dozentin der Kunstschule Wedemark, kam regelmäßig in die Kindertagesstätte der Kapernaum-Kirchengemeinde, richtete unter dem Dach eine Art Atelier ein und arbeitete mit den Kindern. Immer dabei waren zwei Erzieherinnen aus dem Team der Kita – die Spezialistin für die Kunst und die Spezialistinnen für die Kinder unterstützten einander und schufen eine Atmosphäre, in der die fünf- und sechsjährigen Mädchen und Jungen ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten.

Am Beginn jeder Arbeitsphase stand eine Bildbetrachtung: Gemälde von Pauls Klee, Kurt Schwitters und Bernard Vogel lieferten die Inspiration, die Flaschenlandschaft wurde in Form des dialogischen Malens erstellt, die Kugelbahn mit viel Freude am Ausprobieren immer weiter optimiert. Mehrere Ziele verfolgt das Kunstprojekt: Es möchte Kindern Zugänge zur Kunst eröffnen, ihre Kreativität entdecken und fördern, die Didaktik einer elementaren Kunstpädagogik weiterentwickeln, in den Kitas dauerhaft Räume für die Kunst schaffen. Sehr erfolgreich wurde dieses Konzept auch in den evangelischen Kitas am Güldenen Winkel und am Kranichweg in Bissendorf umgesetzt: „Wir haben unsere Kinder während des Projektes sehr entspannt erlebt, gleichzeitig sprudelten die kreativen Ideen nur so aus ihnen heraus“, berichtet Erzieherin Maren Ziebart, die das Projekt in der Kita Kranichweg begleitete. Sie hat es beeindruckt, dass die künstlerische Arbeit bewusst prozessorientiert und nicht ergebnisorientiert war: Ein Höchstmaß an kreativem Freiraum motivierte auch die Kinder, die im Alltag nicht von selbst zu künstlerischen Mitteln greifen.

In der evangelischen Kita in Resse wird das Projekt nach den Sommerferien fortgesetzt: Teilnehmen dürfen dann die Kinder, die im Sommer 2017 eingeschult werden. Und geht es nach den Wünschen von Kunstschule und Kitateams, kann noch viel mehr kommen: „Wir streben eine langfristige Kooperation mit den Wedemärker Kitas an, um die Kinder nachhaltig auf dem Weg von der ästhetischen Wahrnehmung bis hin zum produktiven Schaffensprozess zu unterstützen“, sagt Kerstin Jacob.

Zurück