Kapelle kehrt ins Dorf zurück

Seit mittlerweile 53 Jahren steht die Kapelle in Thönse – am gleichen Platz wie schon ihre Vorgängerin. Die Uhr über dem Eingang (kleines Bild) wurde ebenso gespendet wie das Taufbecken, die Glocken und die Außenbeleuchtung. Bild: Zimmer
Seit mittlerweile 53 Jahren steht die Kapelle in Thönse – am gleichen Platz wie schon ihre Vorgängerin. Die Uhr über dem Eingang (kleines Bild) wurde ebenso gespendet wie das Taufbecken, die Glocken und die Außenbeleuchtung. Bild: Zimmer

Burgwedels alte Häuser können Geschichte(n) erzählen. In einer Serie stellt die Nordhannoversche Zeitung in lockerer Folge eine Auswahl der steinernen Zeitzeugen vor. Heute: Die Thönser Kapelle.

Die Bebauung in Thönse folgte überwiegend dem Straßenverlauf. Aber bei näherem Hinsehen ist doch ein gewachsener Dorfmittelpunkt zu erkennen, nämlich die Kapelle und das Dorfgemeinschaftshaus. Das steht an gleicher Stelle wie zuvor die alte Schule.

Als Thönse 1956 eine neue Schule bekam, wurde die alte bis auf den ehemaligen Klassenraum abgerissen und ein Neubau für die Feuerwehr und die Gemeindebücherei errichtet. Eine Zeitlang noch waren eine Zweigstelle der Sparkasse, ein Sitzungssaal und das Büro der damals noch selbstständigen Gemeinde dort untergebracht. Von dem freigewordenen Platz profitierte die Bücherei. Das hätte sich Lehrer Heinrich Stehr nicht träumen lassen, als er notierte: „Zu Ostern 1899 hat die königliche Regierung der Schule 12,50 Mark überwiesen, zur Gründung einer Volks- und Schülerbibliothek, unter der Bedingung, dass der Schulvorstand einen gleichen Betrag bewillige“. So geschah es, und 17 Bände wurden angeschafft. Heute hat die Bücherei mehr als 10.000 Medien anzubieten.

Die Kapelle wurde erstmals in einem Register der Wettmarer Pfarrei vom 20. Januar 1667 urkundlich erwähnt. Gottesdienst wurde dort allerdings nur zweimal im Jahr, zu Ostern und zu Martini, gefeiert. Ansonsten wanderte die Gemeinde Sonntagsmorgens über die Felder nach Wettmar. Die dort erhaltene Beschreibung weist die Kapelle als ein schlichtes Gebäude aus Holz und Lehm aus, das im Garten der Schule Platz fand.

1788 wurde der kleine Holzbau durch einen steinernen Neubau ersetzt, doch bereits 100 Jahre später wurde dieser als baufällig beschrieben: „Im Frühjahr 1893 fiel eine Wand an der Westseite der Kapelle aus.“ Der Baufälligkeit wurde Rechnung getragen und das Gebäude 1897 für 200 Mark zum Abbruch verkauft. Für das Geld wurde eine neue Altarbekleidung angeschafft. Der Gottesdienst fand nun einige Male im Jahr in der Schulstube statt. Ihre Toten beerdigten die Thönser bis 1950 in Wettmar.

Als sie dann einen eigenen Friedhof bekamen, wurde auch der Wunsch nach einer Friedhofskapelle wach. Im Dorf und im Gemeinderat wurde heftig diskutiert, ob eine Kapelle auf dem Friedhof errichtet werden sollte oder aber im Dorf, an ihrem alten Platz. Letztere Idee setzte sich durch. Im Sauseschritt kam der Plan zur Ausführung. Vom Beschluss am 2. März 1960 über die Beauftragung des Baumeisters Friedrich Depke aus Elze, der bereits im April eine Zeichnung vorlegte, die sich an die Meitzer Kapelle anlehnte, bis zur Grundsteinlegung im Juli 1960 vergingen gerade mal drei Monate.

Am 20. November 1960 hatte die 63-jährige kapellenlose Zeit für Thönse ein Ende. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung weihte Superintendent Weber das schlichte Gotteshaus. Und die Thönser Gemeindeväter durften mit Genugtuung feststellen, dass die veranschlagten Gesamtkosten von knapp 50.000 Mark nur unwesentlich überschritten wurden. Für Extras wie Glocken und Taufbecken sowie die Uhr über dem Eingang und die Außenlampen fanden sich Spender. Sogar für eine kleine Orgel reichte es noch.

Nun steht die Kapelle auch schon wieder 53 Jahre, hat Freude und Hoffnung bei Hochzeiten und Taufen gesehen und Leid und Trauer bei Beerdigungen. Alle vier Wochen wird sonnabends ab 18 Uhr in der kleinen Kapelle Gottesdienst gefeiert.

aus:
Nordhannoversche Zeitung
vom 16.12.2013
Red.: Jürgen Zimmer

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