Jugendliche haben in Taizé den Vortritt
Gruppe aus St. Michaelis verbrachte eine Woche in der Brüdergemeinschaft

Gemeinsam mit 500 anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen für eine Woche in Taizé – diese Erfahrung konnten jetzt Jugendliche aus der Kirchengemeinde St. Michaelis in Bissendorf machen. Gemeinsam mit Pastor Thorsten Buck verbrachten sie eine Woche während der Osterferien in der französischen Brüdergemeinschaft. „Das glaubt mir zuhause keiner“, sagte irgendwann eine Teilnehmerin in der Runde der Reisenden aus Bissendorf – und alle anderen nickten.
Wie soll man auch erklären, warum eine Liedzeile aus dem Abendgebet sich so fest im Kopf eingenistet hat? Wie soll man die Ruhe beschreiben, die von diesem Ort ausgeht? Taizé ist schwer in Worte zu fassen. Und nach einer Woche hier fassen viele einen Entschluss: Ich komme nochmal wieder. Und sie kommen: Woche für Woche kommen hunderte, im Sommer tausende Jugendliche auf diesem kleinen Hügel im französischen Burgund zusammen. Für eine Woche leben sie gemeinsam mit den etwa 70 Brüdern der ökumenischen Gemeinschaft, die zunächst gar nicht vorhatten, zu einer Wallfahrtsstätte für die Jugend der Welt zu werden.
Die Rahmenbedingungen seien einfach, erzählt Pastor Thorsten Buck: „Schlichte Unterbringung und Verpflegung, gemeinsame Gebete und gemeinsame Arbeit. Sehr viel an der frischen Luft – und so war der Kälteeinbruch für uns eine echte Herausforderung.“
Alles in Taizé ist etwas provisorisch – so wollte es Frère Roger, der charismatische Gründer der ökumenischen Communauté de Taizé. Ein Provisorium erlaubt eben auch Veränderung – und nah an den Jugendlichen wollen die Brüder hier sein und bleiben. Schon seit den 70er Jahren strömen Jugendliche an diesen Ort und natürlich sind auch Erwachsene willkommen. „Für sie gibt es eigene Veranstaltungen und sie sind auf einem eigenen Areal untergebracht“, so Thorsten Buck. „Und: In der Kirche sollen sie den Jugendlichen den Vortritt lassen.“

Das Programm, das die Gruppe aus Bissendorf in Taizé erlebte, ist schnell beschrieben: eine Woche lang dreimal am Tag in der Versöhnungskirche mit den Brüdern beten, singen und eine intensive Stille erfahren. Jeden Tag Abendmahl feiern – nur in Taizé ist das für Christen aller Konfessionen so möglich. Jeden Tag mit Gleichaltrigen Austausch und Spiel in Gruppen. Jeden Tag in eine Geschichte aus der Bibel eingeführt werden: „eingeführt“, weil die Brüder sich als Türöffner verstehen. „Im Mittelpunkt ihres Tuns steht die Überzeugung ‚Gott ist Liebe‘, und so laden sie eher ein, als etwas zu fordern oder vorauszusetzen“, berichtet Thorsten Buck.
Die Woche in Taizé wurde für alle eine Zeit intensiver Begegnung. So war auch ein Junge aus der Bissendorfer Gruppe, der eigentlich im Irak zuhause ist, fasziniert von der Offenheit der Jugendlichen in der Gemeinschaft. Als Herausforderung erwies es sich dann zum Ende noch, wieder pünktlich im Bus Richtung Heimat zu sitzen: Überall war noch jemand, von dem man sich verabschieden wollte. Und: Alle wollen wiederkommen. Auch 2019 wird die Bissendorfe Kirchengemeinde wieder eine Fahrt nach Taizé anbieten.