„Ja nicht dran denken!“

Pastor Claus Venz, Ev.-luth. Matthias-Claudius-Kirchengemeinde Kaltenweide-Krähenwinkel

Bild: Bornemann
Bild: Bornemann

Einige Schüler bringen es meist sehr weit in dieser Kunst "Och, die Versetzung ist noch weit, da denke ich doch heute noch nicht dran!" Sind das Lebenskünstler, die das können? Manche versuchen es ähnlich mit den unangenehmen Dingen des Lebens: mit der nächsten Ratenzahlung, mit dem fälligen Gang zum Zahnarzt, mit der Entschuldigung für Versäumtes oder Verbocktes - und mit dem Sterben!

Nichts gegen Lebenskünstler, sie sollen  sich ihre Freude erhalten! Nur, ob 'ja nicht dran denken' wirklich ein gutes Mittel ist gegen die unangenehmen Tatsachen? Die nächste Klassenarbeit kommt bestimmt und die Ratenzahlung auch.

Es hat also wohl nicht viel Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken und zu meinen: "Was ich nicht sehen will, kann mir auch nichts anhaben." Es wäre schlicht Leichtsinn statt Lebenskunst, wenn wir das Unangenehme verdrängen. Eines Tages, wenn es soweit ist, wären wir dann unvorbereitet und hilflos. Wir wüßten zwar, was wir anders hätten machen sollen - aber, es wäre zu spät!

Es gibt eine andere Möglichkeit!

Ich will es am schwersten Beispiel aufzeigen, am Sterben: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug 'werden!" (Psalm 90, 12). Nicht damit wir traurig werden und alles durch die schwarze Brille sehen! Sondern, "damit wir klug werden", heißt es da.

Welche Klugheit ist gemeint?

Nun - Kinder, die "bedenken", dass ihre Eltern nicht immer leben, werden fröhlicher, dankbarer, liebevoller, solange sie sie haben. Das ist Klugheit. Und Menschen, die "klug werden", genießen dankbar jeden schönen Augenblick, können vergeben und gehen  Zank möglichst aus dem Weg - denn sie wissen um die Kürze der Zeit.    

Wer an das Sterben denkt, wird aufmerksamer in jedem Augenblick, den er lebt, aufmerksamer und verantwortungsbewußter. Und darum geht es ja wohl, wenn wir Lebenskünstler sein wollen.

In diesen Tagen, an denen wir den Volkstrauertag, den Buß- und Bettag und den Ewigkeitssonntag begehen, denken viele besonders an den Tod.

Wir sollten es alle tun.

Es könnte uns klüger machen - und aufmerksamer, fröhlicher, dankbarer und liebevoller!

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