„Irgendwie sind wir alle Familie“
Eröffnung des neuen Familienzentrums „emilie“ in der Wedemark

„e“ wie evangelisch und „milie“ wie in dem Wort „Familie“: Der Name „emilie“ steht für ein vielfältiges Programm im neuen evangelischen Familienzentrum in der Wedemark, das jetzt im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Mellendorf feierlich eröffnet wurde.
„Neben dem bewährten Angebot aus Kindertagesstätte und Krippengruppe wollen wir unter dem Dach des Familienzentrums ein ganz neues Beratungs- und Bildungsangebot entwickeln, das nicht nur für die Kinder, sondern eben für die ganze Familie gedacht ist.“ Anke Cohrs, Koordinatorin des Familienzentrums emilie, hat vieles vor. Zusammen mit Caren Holstein-Lemke, Leiterin der Kita St. Georg in Mellendorf, träumt sie schon seit mehr als zehn Jahren von dieser Erweiterung der Kindertagesstätte, die mittlerweile insgesamt 105 Kinder in drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen betreut.
In den vergangenen Jahren habe sich die Gesellschaft verändert: Die Region Wedemark ist ein beliebtes Zuzugsgebiet für junge Familien geworden, die sich zunehmend vor die Aufgabe gestellt sehen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Der Beratungsbedarf in Erziehungsfragen steigt, vor allem wenn noch keine neuen sozialen Kontakte geknüpft sind. Dies ist eine Lücke, die das Familienzentrum zu füllen versucht.
„Dieses unüberwindbare Duo hat so etwas wie seismographische Gefühle bewiesen“, sagte Holger Grünjes, Superintendent im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen, in seinem Grußwort – gemeint waren Kita-Leiterin Caren Holstein-Lemke und Koordinatorin Anke Corhs. Der Kirchenkreis ist Träger des neuen Familienzentrums in Mellendorf. „Wir im Kirchenkreis haben den Bedarf eines solchen Zentrums erkannt und es ist kein Wunder, dass es gerade hier in Mellendorf entsteht, wo die Energie und das Know-how, eben die treibenden Kräfte, aber auch viele engagierte Eltern sind.“
Auch Silke Noorman, Pastorin in der St.-Georg-Kirchengemeinde in Mellendorf, an die das Zentrum angegliedert ist, richtete ein paar Worte an die Gäste. „In irgendeiner Form sind wir doch alle Familie“, sagte Noormann. Die Arbeit mit Kindern und Familien fördere das Miteinander in der Gemeinde, die ja gewissermaßen auch eine große Familie ist. An dem Konzept gefalle ihr besonders, dass das Angebot des Familienzentrums offen ist für alle Menschen, unabhängig von ihrer jeweiligen Weltanschauung oder religiösen Orientierung. „Das macht es möglich, ein Netz zu vielen gesellschaftlichen Feldern zu knüpfen, die in unserer Kirchengemeinde sonst vielleicht nicht vorkommen würden“, erklärte Noormann.
Diese Vernetzung ins Gemeinwesen, auch in die politische Gemeinde hinein, wusste auch Helge Zychlinski, Bürgermeister der Wedemark, zu würdigen. Er betonte, wie toll sich das Angebot des Familienzentrums und die Arbeit des Mehrgenerationenhauses der Kommune ergänzten. Ihm schloss sich Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, an. Auch ihre Kinder seien in Mellendorf in die Kindertagesstätte gegangen. „Familie und Kindertagesstätten sind beides Orte des Lernens und damit Bildungsorte“, sagte Marks. Das Familienzentrum emile trage damit zur Chancengleichheit in Sachen Bildung bei.
Höhepunkt der Eröffnungsfeier war der Fachvortrag von Kurt Brylla, Leiter der Institutsambulanz des Winnicott-Instituts Hannover, der die Herausforderungen in der Kindererziehung besonders anschaulich machte. Kinder bräuchten neben grenzenloser Liebe auch liebevolle Grenzen. „Machtlose Eltern machen Kindern Angst. Doch damit Eltern wieder in ihre natürliche Elternrolle finden, brauchen sie heute Unterstützung und Orientierung“, betonte Brylla. Für eine gute Erziehung sei es wichtig, den Selbstwert der Kinder und der Eltern gleichermaßen zu schützen. Das ist eine Aufgabe, der sich das Team von emilie gerne stellen will.
„Wir haben uns vorgenommen kleine Schritte zu machen, aber mit festem Schritt“, erklärte Cohrs das weitere Vorgehen. Ein Anfang ist z.B. das Familiencafé im Gemeindehaus, das jeden Mittwochvormittag geöffnet hat und zu einem Austausch und ungezwungener Beratung einlädt. Weitere Projekte und Kurse werden geplant, wenn die Umfrage nach dem konkreten Bedarf der Familien vor Ort abgeschlossen ist. Schließlich soll das Familienzentrum emilie selbst zur Familie werden für die vielen verschiedenen Menschen in der Wedemark.
(Text: Meret Köhne)