GOTT-Los

Falk Wook, Pastor der Evangelisch - Ev.-luth. Kirchengemeinde Zum Guten Hirten, Godshorn

Solidaritäts­bekundung nach dem Terroranschlag auf das französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo. „Je suis Charlie“ („Ich bin Charlie“) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Je_suis_Charlie
Solidaritäts­bekundung nach dem Terroranschlag auf das französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo. „Je suis Charlie“ („Ich bin Charlie“) Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Je_suis_Charlie

Die Terroranschläge der letzten Woche haben betroffen gemacht. Und es geht scheinbar weiter mit Anschlagsvorbereitungen. Eine Verschärfung des gesellschaftlichen Klimas ist die von den Terrororganisationen gewünschte Folge. Wir wollen das nicht. Wir möchten uns unsere mühsam erworbene gesellschaftliche Freiheit, die immer auch die Freiheit des Andersdenkenden ist, nicht zerstören lassen.

Da töten wieder Terroristen wahllos Menschenleben und nehmen für sich in Anspruch für den Namen eines Propheten oder im Namen Gottes zu handeln. Die „Reaktion“ darauf durch Pegida und ihre Ableger lautet: Wir sind Patrioten und verteidigen die Werte des Abendlandes mit „Ausgrenzung“ und „Islam- und Ausländerfeindlichkeit. Als Christ frage ich dagegen: „Wo ist denn der Gott, den sich die Terroristen auf ihre Fahnen schreiben? Sicherlich nicht bei den Terroristen, denn Gott keine Mörder um seine Interessen zu vertreten. Eher so, dass sich Gott in jedem Menschen sichtbar macht -  mein Gegenüber, wie ich selbst also ein einzigartiges Teil Gottes sind. Mord, in wessen Namen auch immer ist also GOTT-los und immer gegen den lebendigen Gott gewandt.

Und die selbsternannten Hüter der Kultur des Abendlandes sollten bedenken, dass das, was sie verteidigen wollen, letztlich ihre Forderungen und Demonstrationen geradezu absurd macht.

„Liebe Gott und Liebe dich selbst und deinen Nächten wie dich selbst“ (Bergpredigt im Evangelium des Matthäus 5, 43) so lautet das zentrale Gebot des Christentums. Und das ist Kultur des Abendlandes. Die Forderung steht übrigens schon im 3. Buch Mose, Kap. 19 und gilt damit auch für Juden und Muslime. Wir reden also über eine Kultur die weiter als das Abendland zurückreicht und mit dem Morgenland verbindet. Die Handlunge der Terroristen GOTT-los die Forderungen der Pegida unchristlich und kulturlos. Natürlich ist das alles gewollt. Beide Seiten wollen eine Zuspitzung und Radikalisierung erreiche. Sie möchten keinen Konsens und keinen gesellschaftlichen Frieden. Beide spielen mit gezinkten Karten und sich gegenseitig in die Hände. Es geht also um Anderes. Den Terroristen, oder den dahinter stehenden Organisationen geht es um Macht und weltpolitische und materielle Beteiligung. Sie benutzen die Religion nur als Katalysator und Mittel zum Zweck.

Dem stehen nicht nur die Christen, sondern auch die Muslime und andere Religionen noch hilflos gegenüber. Deswegen wäre ein Schritt in die richtige Richtung, eine gemeinsame Haltung aller Religionsgemeinschaften weltweit zu erwirken, die sich gegen Terror und den Missbrauch von Krieg und Tötung im Namen Gottes ausspricht. Das würde einer Legitimation von Terror die Kraft nehmen, aber auch den antiislamischen Haltungen den Nährboden entziehen. Die Religionsgemeinschaften sind hier also gefragt.

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