Glück und Unglück im Leben

Pastorin Marieta Blumenau, Ev.-luth. Kirchengemeinde Emmaus Langenhagen

Foto: Bornemann
Foto: Lutz Bornemann

Es war einmal ein Bauer in einem keinen russischen Dorf. Er war sehr arm, doch er hatte ein wunderschönes, starkes, weißes Pferd, um das die anderen Dorfbewohner ihn beneideten. Oft hatte schon jemand versucht, ihm das Pferd abzukaufen – doch er hatte es nicht weggegeben.

Eines Tages lief das Pferd davon. Da sagten die Leute im Dorf: „Was für ein Unglück! Du hättest das Pferd lieber verkaufen sollen…“ Der Bauer aber sagt nur: „Wer weiß…“ Die Leute im Dorf lachten über ihn und hielten ihn für verrückt. Denn er war ihnen immer schon merkwürdig vorgekommen. Nach zwei Wochen kam das Pferd wieder zurück. Und es brachte noch zwölf weitere Pferde mit, wilde Pferde, auch alle wunderschön und weiß. Da sagten die Leute: „Was für ein Glück!“ Der Bauer aber sagt nur: „Wer weiß…“ Da lachten die Dorfbewohner erst recht über ihn. Der Sohn des Bauern begann damit, die Wildpferde zuzureiten. Doch er stürzte dabei von Pferd und fiel so unglücklich, dass er sich einen komplizierten Bruch holte. Als die Knochen endlich verheilt waren, hinkte er wie ein alter Mann. Da sagten die Leute im Dorf: „Was für ein Unglück! Wie soll dieser Sohn später einmal seinen alten Vater versorgen…?“Der Bauer aber sagt nur: „Wer weiß…“ Es brach ein Krieg aus und die Soldaten des Zaren kamen, um die jungen Männer abzuholen. Alle im Dorf wurden eingezogen – nur der hinkende Sohn des Bauern nicht. Mit dem konnten die Soldaten nichts anfangen.

Die Geschichte bringt unser normales Denken durcheinander. Was war denn nun Glück oder Unglück im Leben? Ist es nicht, dass man das gar nicht immer so genau wissen kann?

Manchmal erkennt man erst im Rückblick, dass etwas, was nach einem schweren Schicksalsschlag aussah, tatsächlich Segen gewesen ist. Manche Schwierigkeiten oder Probleme helfen einem, innerlich zu reifen und zu wachsen.

Deswegen ist es am besten, man sagt sich: Ich will mein ganzes Leben aus Gottes Hand nehmen. Und wenn Schweres dabei sein sollte, dann bitte ich Gott darum, mir genug Kraft dafür zu geben.

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