Glockenklang
Pastor Frank Foerster, St. Pauluskirche Langenhagen

Er ist so alt wie das gesamte Wohnviertel. Stolz erhebt er sich inmitten der Häuser. Vor genau 50 Jahren erhielt er seine vier Glocken. Es ist der Glockenturm der St. Pauluskirche. Mancher übersieht ihn, wenn er nur rasch vorbeifährt. Überhören aber kann man ihn nicht. Täglich zur Mittagszeit und zum Abend und sonntags zum Gottesdienst ist sein Geläut weithin zu hören. Nun schweigt er. Die elektronische Glockenanlage ist nicht in Ordnung, sie wird repariert. Aber solange ist kein Geläut zu hören. Mir fehlt es, denn ich höre es gern. Es ist etwas Vertrautes, das immer da ist. Es ordnet den Tag und lässt mich kurz mit dem unterbrechen, was ich gerade tue. Wenn nun aber etwas fehlt, denkt man darüber nach, was es bedeutet oder warum es eigentlich da ist.
Die Glocken vom Kirchturm helfen, die Zeit einzuteilen. Am Ende der Woche, sonnabends, läuten sie den Sonn- und Feiertag ein. Sonntags rufen sie zum Gottesdienst. Sie zeigen an, dass jeder unserer Gottesdienste öffentlich zugänglich ist und alle in Gebet, Fürbitte und Segen einbezieht. Wochentags ist der Glockenklang ein Angebot, sich kurz in seiner Alltagsbeschäftigung unterbrechen zu lassen. Ob um 12 Uhr für ein stilles Gebet für den Frieden oder um 18 Uhr zum Dank für den Tag. Ob alltags oder feiertags, immer wollen die Glocken die Hörer erinnern, dass Gott für sie da ist und dass er ihr Gebet hört. Sei es kurz, lang oder still.
Ich bin sicher, Gott hört auf unser Gebet auch ohne Glockenklang. Aber das kurze Aufhorchen, das Aufatmen oder Innehalten, zum Beispiel für ein Gebet um Frieden, fällt doch leichter, wenn die Glocke mich daran erinnert. Jeden Mittag, jeden Abend. Und dass Gott für mich da ist und mir zuhören möchte, wann werde ich daran sonst anders erinnert, als durch den regelmäßigen Klang der Glocke vom Kirchturm? Hoffentlich läuten sie bald wieder.