Fußball und Religion
Pastor Torsten Kröncke, Ev.-luth. Elisabethkirchengemeinde Langenhagen

Angesichts der aktuellen Situation bei Hannover 96 kann man auf den Gedanken kommen, dass nur noch Beten hilft. Ansonsten scheint es wenig Hoffnung auf Erlösung zu geben. In der Zeitung stand zudem, dass man Hiroshi Kyotake nicht als alleinigen Heilsbringer bezeichnen dürfe. Seine Wiederauferstehung nach der Verletzungspause wäre allerdings ein Zeichen. Auch wenn die Fan-Gemeinde nicht mehr mit einem Wunder rechnet – vielleicht hat der Fußballgott ein Einsehen und sorgt auf dem heiligen Rasen noch für eine Rettung.
Fußball und Religion – das scheint begrifflich eng beieinander zu liegen. Und auch die Rituale in Kirche und Stadion haben eine gewisse Ähnlichkeit. Es gibt den Einzug und Auszug der Akteure, einen klar festgelegten Ablauf der „Feier“ und es werden hier wie dort Hymnen gesungen. Sogar eine Art Eingangsliturgie findet im Fußballstadion statt, wenn vor jedem Heimspiel die Spieler aufgerufen werden und die Fans danach das Vereinslied singen.
Die Gründe für die Nähe liegen auf der Hand. Bei beidem geht es um das Erleben von Gemeinschaft. Bei beidem werden Gefühle zum Ausdruck gebracht. Und letztlich geht es in Kirche und Stadium um die große Hoffnung, dass das „Spiel“ am Ende gut ausgeht.
Unterschiede gibt es natürlich auch. In der Kirche geht es um das „Spiel des Lebens“. Und das dauert nicht nur 90 Minuten oder eine Saison, sondern beginnt mit der Geburt eines Menschen und endet mit dem Tod. Auch die Hoffnung ist eine größere – sie geht sogar über den Tod hinaus. Das findet seinen Ausdruck in jedem Gottesdienst.
Freuen kann man sich an beidem. Ich hoffe für 96, dass diese Freude erstklassig bleibt.