Evangelische Kitas erarbeiten ein Schutzkonzept

Alle Einrichtungen machen sich mit der Region Hannover auf den Weg

Die Teams aller Kindertagesstätten in Trägerschaft des Kirchenkreises machen sich auf den Weg zu einem Schutzkonzept für ihre Einrichtungen. Foto: Andrea Hesse
Die Teams aller Kindertagesstätten in Trägerschaft des Kirchenkreises machen sich auf den Weg zu einem Schutzkonzept für ihre Einrichtungen. Foto: Andrea Hesse

Was ist kindliche Sexualität? Welche sexuellen Verhaltensweisen gelten als „normal“ und wo fangen Übergriffe unter Kindern an? Wie gelingt die Balance zwischen Bagatellisieren und Dramatisieren? Was sollten Kinder über Sexualität wissen? Wie ist meine eigene Haltung zu Nähe und Distanz? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen pädagogischer Prävention, einem sexualpädagogischen Konzept und einem sogenannten Schutzkonzept? 

Die Fragen, mit denen sich die 210 Erzieherinnen und Erzieher der Kindertagesstätten in Trägerschaft des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen im November beschäftigen, sind nicht einfach zu beantworten – ihre Beantwortung aber muss sein. „Das muss uns alle interessieren“, sagt Bärbel Stöcker, Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte in Resse und Fachberaterin für Kindertagesstätten. Gemeinsam mit Lars Arneke, pädagogische Leitung der Kitas in Trägerschaft des Kirchenkreises, und der Region Hannover hat sie zwei Fachtage unter dem Titel „Raum für Raum zum Schutzkonzept“ vorbereitet. 

Am 5. und 6. November bleibt jeweils ein Teil der evangelischen Kindertagesstätten in Burgwedel, Isernhagen, Langenhagen und Wedemark geschlossen; die Teams nehmen an jeweils einem der inhaltlich gleichen Fachtage im Haus der Region in Hannover teil. „Sehr bewusst haben wir die beiden Tage so organisiert, dass die Kita-Teams geschlossen und vollständig dabei sind“, erklärt Bärbel Stöcker. „Um ein Schutzkonzept nachhaltig in einer Einrichtung zu implementieren, müssen alle Mitarbeitenden beteiligt werden – der Schutzraum muss ein Raum sein, in dem sich alle wiederfinden.“ 

Inhaltlich gestaltet werden die beiden Fortbildungstage von Mitarbeitenden des Landesverbandes Niedersachsen im Deutschen Kinderschutzbund: Ulrike Minar ist Sozialwissenschaftlerin und erfahren in der Entwicklung von Kinderschutzkonzepten; Jens Hudemann ist Diplom-Pädagoge und Familientherapeut. „Vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl von männlichen Mitarbeitern in unseren Einrichtungen ist es uns sehr wichtig, dass eine Frau und ein Mann mit den Kita-Teams arbeiten“, erklärt Lars Arneke. Wie es Kindertagesstätten gelingt, sich Schritt für Schritt ein Schutzkonzept zu erarbeiten, berichten Silvia Bonk und Maja Pohl-Volker von „valeo“, der Beratungsstelle der Region Hannover gegen sexuellen Missbrauch. 

Während der Fachtage wird es für die Erzieherinnen und Erzieher der evangelischen Kindertagesstätten auch darum gehen, sich mit der eigenen Sozialisation und der eigenen Wahrnehmung von angemessener Nähe und Distanz auseinanderzusetzen und Sicherheit im Umgang mit Eltern zu gewinnen. Häufig sei der Umgang mit kindlicher Sexualität und damit auch das Gespräch mit den Eltern durch Unsicherheit bestimmt, sagt Bärbel Stöcker – die Fachtage sollen die Kita-Mitarbeitenden darin unterstützen, eine klare Haltung zu entwickeln. 

„Gemeinsam mit der Region Hannover machen wir uns auf den Weg, alle unsere Einrichtungen zu Schutzräumen zu entwickeln“, erklärt Bärbel Stöcker. Mit einem einmaligen Fachtag ist es dabei natürlich nicht getan: In den Teams der Kitas wird weiter am Thema gearbeitet, im kommenden Jahr gibt es einen Studientag zur Vertiefung und bis Ende 2019 soll in allen Einrichtungen ein Grundgerüst für ein Schutzkonzept erarbeitet worden sein. „In unserer Trägerschaft sind wir damit auf einem richtig guten Weg“, ist auch Superintendent Holger Grünjes überzeugt.

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