„Es geht uns um Respekt“
Sperrmüll aus dem Tauschregal der Emmauskirche wird zum Eulenkasten

Seit anderthalb Jahren etwa gibt es das Tauschregal „Wert-Voll“ zwischen Kirche und Gemeindehaus der Emmaus-Kirchengemeinde in Langenhagen. Viele Menschen aus dem Süden der Stadt haben hier schon etwas hineingestellt, das sie selbst nicht mehr brauchten, das anderen aber noch gute Dienste leisten kann – Geschirr etwa, Kinderspielzeug oder Werkzeug. Viele andere haben sich über diese Dinge gefreut und verwenden sie gerne weiter.
Das Tauschregal könnte eine kleine Erfolgsgeschichte sein – wenn da nicht auch Menschen wären, die hier aus Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit Dinge entsorgen, die auf die Mülldeponie oder in ein Gebrauchtmöbelgeschäft gehören. „Wir bitten dringend darum, ins Tauschregal nur Dinge zu stellen, die in eine Regalfach passen, die gut erhalten sind und die man selbst auch gerne mitnehmen würde“, sagt Anja Quast vom Kirchenvorstand der Emmaus-Gemeinde.
Diese Bitte ist in den vergangenen Monaten immer wieder missachtet worden: Fast wöchentlich muss Küster Harry Reiser zur Mülldeponie fahren, um Möbel und Müll aus dem Tauschregal zu entsorgen – das kostet die Gemeinde Arbeitszeit und Geld. „Uns war klar, dass wir hier regelmäßig aufräumen müssen“, sagt Pastorin Sabine Behrens. Nicht gerechnet habe sie damit, dass das Tauschregal als Müllabladeplatz missbraucht werde: „Wir überlegen, das Regal aufzulösen, auch wenn das wirklich schade wäre.“

Aus der Not eine Tugend machten jetzt Tilmann de Boer, Jörg Meier und Olaf Kirmis vom Kirchenvorstand der Emmausgemeinde: Aus einem alten Tisch und den Seitenteilen eines Bettes, die vor dem Tauschregal abgestellt worden waren, bauten sie einen Schleiereulenkasten. „Wir haben diesen Kasten entsprechend einer Anleitung des NABU gebaut“, erzählt de Boer. Ihn freut es besonders, dass dabei gut 90 Prozent des vorgefundenen Materials verwendet werden konnten; die notwendigen Schrauben fanden sich in de Boers Keller.
Nach dem Bau wurde der schwere Kasten die enge Treppe hinauf in den Turm der Emmauskirche geschleppt und dort oben fest montiert – mit einer Einflugöffnung nach Osten, hin zum Garten der Kirchengemeinde. „Noch haben wir keine Schleiereulen gesehen, wir hoffen aber sehr, dass sie bald hier einziehen“, sagt de Boer. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand versteht er den Bau und das Anbringen des Eulenkastens als Teil der Kampagne „Mit Respekt!“ der Offenen Gesellschaft Langenhagen: „Es geht uns dabei um Natur- und Artenschutz und damit um Respekt vor der Schöpfung“, so de Boer. „Und es ging uns bei der Verwendung der alten Holzteile auch um Nachhaltigkeit und Respekt vor dem, was wir zur Verfügung haben und nicht einfach auf den Müll werfen sollten.“