Enttäuschung?

Hans-Günter Schoppa, Ev. Lebensberatungsstelle in Langenhagen

© Bornemann
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Die Saison ist vorbei. Heute das letzte Heimspiel. Die „Roten“ sind hängengeblieben, zwischen Baum und Borke, nicht oben, nicht unten, eben Mittelfeld. Kein Europa, aber auch keine Abstiegsgefahr, nicht wirklich was passiert. Abhaken?

Mich bringt das zum Nachdenken über Wünsche, Erwartungen, Ansprüche, die wir an andere haben. Und die sich schnell in Forderungen, Aufträge und Druck verwandeln – und wie schwer es uns fällt, die Nichterfüllung unserer Erwartungen zu akzeptieren und zu verarbeiten, bei anderen, aber auch bei uns selbst. In „Mittelfeld“ steckt auch viel Arbeit, Mühe und Einsatz. Das sehen wir oft nicht.

So ist es nicht nur im Fußball, auch in Partnerschaft, Familie und Beruf, überall, wo wir andere brauchen bei der Verfolgung unserer Ziele und uns anstrengen. Eine enttäuschende Saison der 96er können wir gerade so verkraften, aber eine Enttäuschung durch unseren Lebenspartner, unsere Kollegen oder Freunde, da wo wir ihnen doch genau klargemacht hatten, was wir von ihnen brauchen und erwarten…?

Dass Wünsche nicht automatisch erfüllt werden, dass keiner das Recht hat auf bestimmte „Ergebnisse“, dass unsere Erwartungen an andere oft auch Aufgaben für uns selbst bedeuten, dass unser Selbstbewusstsein auch daran wächst, dass wir mit Enttäuschungen umzugehen wissen – das alles müssen wir lernen.

Da wir Menschen sind, dürfen wir uns das alles aber auch verzeihen – Gott wird es auch tun, wenn uns oft auch „das rechte Maß“ fehlt. Darauf zu vertrauen und daran zu glauben, dass auch das uns menschlich mögliche Unvollkommene, Mittelmäßige, Normale Sinn und Moral hat und etwas wert ist – das wäre doch etwas, um etwas zufriedener mit der Wirklichkeit leben zu können.

Und vielleicht fällt dann ja auch etwas göttlicher Segen auf die nächste Saison, … und unseren blaugelben Nachbarn auch.

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