Eine Regenbogenbank vor der Pfarrscheune

Jugendliche in Bissendorf diskutieren mit dem Verein „einzigartig“

Nach dem Aufstellen weihten die Jugendlichen aus St. Michaelis Bissendorf die Regenbogenbank an der Feuerschale ein. Foto: Thorsten Buck
Nach dem Aufstellen weihten die Jugendlichen aus St. Michaelis Bissendorf die Regenbogenbank an der Feuerschale ein. Foto: Thorsten Buck

Vor der Bissendorfer Pfarrscheune lädt seit einigen Tagen eine Regenbogenbank zur kleinen Pause ein – und zeigt die Haltung der Kirchengemeinde gegen Diskriminierung und Rassismus: Hier sind alle willkommen! Als der Wedemärker Verein „einzigartig“, der die Interessen von LGBT*IQ-Personen vertritt und Beratung und Austausch bietet, im Sommer 2021 die erste Regenbogenbank in Mellendorf aufstellte, fragte die evangelische St.-Michaelis-Kirchengemeinde gleich an, ob so etwas auch auf ihrem Gelände möglich wäre.

Im Februar luden nun Jugendliche der Kirchengemeinde gemeinsam mit Diakonin Beate Harms und Pastor Thorsten Buck den Verein zu einem Austausch zum Thema „queeres Leben in der Wedemark“ ein – und stellten im Anschluss daran die Bank vor ihrem Treffpunkt, der Bissendorfer Pfarrscheune, auf und weihten sie auch gleich ein. Pauline Große, Anne Kracke und Daniel Diedrich vom Verein einzigartig hatten die Einladung gerne angenommen – und so kam es zu einem interessanten Gesprächsabend. „Ihr dürft heute alle Fragen stellen, ohne Tabu“, leitete Daniel Diedrich ihn ein.

„Queer“ ist eine Art Sammelbezeichnung für Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren Geschlechtsidentität nicht der traditionellen Geschlechternorm entspricht. Das klingt kompliziert, aber einige der Jugendlichen konnten spielend leicht die verschiedenen Symbole der LGBT*IQ-Bewegung, die weit über die Regenbogenflagge hinausgehen, zuordnen. Andere berichteten von Freundinnen und Freunden, die in der Schule ihr Coming Out hatten – und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen machten. Das „schwul“ unter Jugendlichen immer wieder auch als Beleidigung genutzt wird oder Erwachsene unsicher sind, wie sie mit Jugendlichen umgehen sollen, die sich anders kleiden oder anders lieben, war an diesem Abend genauso ein Thema wie die Frage, warum sich eigentlich gerade die Kirchen so schwer damit tun, auch diese Menschen willkommen zu heißen.

Selbstverständlich würde er auch für homosexuelle Paare einen Traugottesdienst feiern, erklärte Thorsten Buck. „Allerdings hat noch kein Paar angefragt. Vielleicht erwarten gleichgeschlechtliche Paare von uns gar nichts mehr, nachdem sie über so lange Zeit auch in den Kirchengemeinden abgelehnt wurden?“, vermutet Bissendorfs Pastor. Daniel Diederich konnte von genau solchen Erfahrungen berichten.

Die Jugendlichen fragten sich, was sie tun können, um Kinder oder Konfirmand*innen zu stärken, die die Frage nach dem eigenen Geschlecht oder der eigenen Sexualität beschäftigt. „Einen Schutzraum schaffen. Keine Diskriminierung, keine dummen Bemerkungen zulassen“, empfiehlt Anne Kracke. Das Aufstellen einer Regenbogenbank allein sorgt noch nicht dafür, dass sich alle auch wirklich willkommen fühlen, da waren sich Jugendliche und Erwachsene einig. Aber: Es ist ein Zeichen.

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