Eine Mütze für das Kirchendach

Medienvikar Sebastian Müller

Medienvikar Sebastian Müller

Es war die Neugier, die mich in der letzten Woche auf die Straße lockte. Gleich neben meinem Büro in Hannover wurde auf der Kuppel der katholischen Clemenskirche eine riesige „Wollmütze“ angebracht, so hatte ich es in der Zeitung gelesen. Eine selbst gestrickte Wollmütze für ein 300 Quadratmeter großes Kirchendach? Das musste ich sehen!

In meiner Mittagspause ging ich nach nebenan zur Kirche. Eine große Menschenmenge, sogar Fernsehteams und jede Menge Zeitungsreporter beobachteten, wie Industriekletterer langsam fünf riesige Wollbahnen auf dem Kirchendach entfalteten. 130 fleißige Strickerinnen, einige davon übrigens auch aus Langenhagen, hatten seit März 200 Kilogramm Wolle zu einer fast 50 Meter langen Wollbahn verstrickt. Eine echte Gemeinschaftsaktion! Christinnen jeden Alters, katholisch und evangelisch haben aus scheinbar alltäglicher Strickwolle ein Aufsehen erregendes Kunstwerk geschaffen! Farbenprächtig leuchtet seitdem die Wolle auf dem Kirchendach. Noch bis zum 7. November ist das „Strick-Kunstwerk“ auf der Clemenskirche nahe dem Waterlooplatz zu bestaunen.

Wozu das ganze, fragen Sie sich jetzt? Zunächst ist die Aktion für einen guten Zweck. Die Wollbahnen werden im Dezember in Decken umgearbeitet, die zugunsten der ökumenischen Essensausgabe für Obdachlose versteigert werden.

Für mich sind die unzähligen Maschen der Wollmütze auch ein Zeichen für die bunte Vielfalt des Glaubens. Zu Gott können wir kommen, wie wir sind. Mit ganz unterschiedlichen Techniken, Farben und Mustern. Aus einem chaotischen Wollknäuel wird Kirche.

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