Ein Flugzeug voller Kinder
Medienvikar Sebastian Müller

Am kommenden Mittwoch, morgens um neun, wird hier in Langenhagen ein Flugzeug landen. Kein gewöhnliches Flugzeug. Ein Flugzeug mit rund 100 Kindern aus dem weißrussischen Gomel.
Seit fast 25 Jahren lädt die Evangelische Landeskirche Hannovers Kinder aus der Tschernobyl-Region ein. Die Gegend um Gomel wurde im April 1986 von der verheerenden Atomkatastrophe in Tschernobyl besonders getroffen. Die Folgen dieser radioaktiven Verstrahlung sind bis heute lebensbedrohend. Viele Menschen sind etwa an Schilddrüsenkrebs oder Leukämie erkrankt.
Auch in diesem Jahr werden wieder insgesamt über 650 Kinder in evangelischen Kirchengemeinden in Niedersachsen aufgenommen. Jeweils vier Wochen lang können sie sich bei Gastfamilien von der hohen Strahlenbelastung erholen, die auch noch fast 30 Jahre nach der Kernschmelze Leben und Gesundheit der Menschen bedroht.
Die Zeit vergeht, die Strahlung bleibt. Mich betrübt besonders, dass noch auf unabsehbar lange Zeit gesundes Leben rund um Tschernobyl unmöglich sein wird. Und die vergehende Zeit wird für die evangelische Tschernobyl-Hilfe zur Herausforderung. Fast 30 Jahre nach dem Reaktorunfall sind das Interesse und die Empörung über Tschernobyl in unserer Bevölkerung zunehmend verschwunden. Leider finden sich immer weniger Gastfamilien, die bei sich ein Kind zum Erholungsurlaub aufnehmen möchten. Doch der Bedarf an Hilfe ist ungebrochen hoch. Die Zahl der Erkrankungen steigt sogar immer noch weiter.
Im Psalm 16,8, der Tageslosung für den morgigen Sonntag ist, heißt es: „Weil Gott an meiner Seite ist, werde ich nicht wanken.“ Ich vertraue darauf, dass Gott der Herr über alle Zeit, in unserer schnelllebigen Welt Menschen berührt, gegen die Katastrophe des Vergessens einzutreten. Die Zeit vergeht, Gott bleibt.