Ein Fest für alle.

Pastor Ulrich Krämer, Flughafenseelsorger, Flughafen Langenhagen

Foto: Bastian Hähling

In Hannover feiert der Stadtkirchenverband rund um die Marktkirche an diesem Wochenende „Ein Fest für alle“. Der Hintergrund ist das Reformationsjubiläum, 500 Jahre Thesenanschlag in Wittenberg durch Martin Luther. Hannover will mit allen feiern, aber haben alle auch einen Grund zu feiern? Jein!

Sehr viele Menschen interessiert die Reformation überhaupt nicht. Die Distanz zu Luther und zu den Kirchen in ihrer heutigen Ausprägung ist immer größer geworden. Die Menschen haben andere Freuden und Sorgen als sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen. Sie werden auch nicht mit uns feiern wollen. Die existenziellen Fragen, die Martin Luther zum Reformator machten, sehen heute anders aus. Die Kirchen bieten sich vielen nicht mehr als Deutungsinstanz für ihr Leben an. Das sollte man bedauern, aber auch akzeptieren.

Gleichzeitig darf die Kirche selbstbewusst einladen und mit denen feiern, die neugierig dazukommen oder dazugehören. Selbstbewusst deshalb, weil die Reformation nicht nur die Kirchen verändert hat, sondern auch die Menschen befreit hat. Die Selbstbestimmtheit, mit der wir heute leben, die individuelle Freiheit, die wir so sehr genießen und vor allem die Gewissensfreiheit, die wir immer wieder reklamieren, sind allesamt ohne Reformation nicht denkbar. Die Menschenrechte sind ohne Reformation schwer vorstellbar. Diese Geschichte darf und soll man heute wieder deutlich betonen, diskutieren und feiern.

In keinem Augenblick sollte dabei allerdings vergessen werden, dass die Christen und die Kirchen selbst bis heute Reformationen dringend nötig haben. Wir dürfen bis heute aus unseren Fehlern lernen. Dazu brauchen wir auch die kritischen Anfragen von denen, die eigentlich nicht oder nicht mehr zu uns gehören. Deshalb findet das Fest auch in aller Öffentlichkeit statt und lädt zur Begegnung mit allen Menschen ein. Herzlich willkommen!

 

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