Ein Fehltritt

Vikar (Pastor in Ausbildung) Michael Hager

Vikar Michael Hager
Vikar Michael Hager

Ein Mann wurde einmal gefragt, warum er nicht geheiratet habe. „Vor langer Zeit“, antwortete er, „als ich einmal in der U-Bahn fuhr, trat ich zufällig einer Dame auf den Fuß. Bevor ich mich noch entschuldigen konnte, kreischte sie los: ‚Trottel, kannst du denn nicht aufpassen, wo du hin trampelst! Dann sah sie mich an, errötete und rief aus: ‚Oh, entschuldigen Sie bitte, mein Herr, ich dachte, es wäre mein Mann!“

Das, so dachte dieser Mann, was ein beispielhafter Einblick in das Leben mit Partner. Ein Alltag mit Sticheleien und Stress – Motzen und Meckern. Darauf wollte er sich nicht einlassen. Hat er sich wohl etwas entgehen lassen?

Es gibt diese offensichtlich beleidigenden Beziehungen und pöbelnden Partnerschaften. Da wird auf Fehltritten herumgetrampelt. Da hat doch keiner Spaß dran. Es entstehen Muster und Macken werden beim tausendsten Mal immer noch zumindest kritisch Beäugt. Warum sind wir so ungnädig?

Wer nicht jeglicher Beziehung aus dem Weg gehen möchte, könnte denken, er braucht einfach ein dickes Fell – ein Polster gegen Tritte. Oder er unternimmt gar eigene Schritte. Doch es hilft kein Argumentieren. Es ist auch gehässig, jemanden gehässig zu nennen!

Jesus wurde einmal von Petrus gefragt: „Herr, wie oft muss ich meiner Schwester oder meinem Bruder vergeben? Ist siebenmal denn nicht genug?“ „Nein“, antwortete Jesus. „Nicht nur siebenmal, sondern siebzig mal siebenmal.“

Und so stolpern wir durchs Leben und durch holperige Beziehungen. Im Bewusstsein unserer eigenen Ausrutscher ist klar, dass wir Aufhelfen statt Niedermachen sollten. Den Nachsichtigen begegnen wir leichtet mit Nachsicht. Und ärgern wir uns nicht am meisten über Fehler bei anderen, die wir selbst gerne machen?

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