Ein Bekenntnis zur Bedeutung der Ehrenamtlichen

Nicht-Theologin leitet erstmals Abendmahlsfeier in der Elisabethkirche

Prädikantin Rita Kischlat. Foto: A. Hesse
Prädikantin Rita Kischlat. Foto: A. Hesse

Der 9. Februar war für Rita Kischlat ein ganz besonderer Tag: An diesem Tag, dem Lektorensonntag der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, leitete die Prädikantin als erste Nicht-Theologin in der Langenhagener Elisabethkirche eine Abendmahlsfeier. Wortgottesdienste leitet sie nach einer mehrjährigen Fortbildung schon seit mehreren Jahren; Ende vergangenen Jahres hatte sie darüber hinaus eine mehrtägige Zusatzausbildung des Evangelischen Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik am Hildesheimer Michaeliskloster zum Thema Abendmahl besucht. Dort hat sie sich auf diesen Tag vorbereitet, hat die Worte, die zur Liturgie der Abendmahlsfeier gehören, wieder und wieder gesprochen und gesungen und hatte dennoch großen Respekt vor diesem ersten Mal. „In der Ausbildung habe ich die Erfahrung gemacht, dass es schwer ist, die Einsetzungsworte vor der Gottesdienstgemeinde fehlerfrei zu sprechen. Vielleicht liegt es an der Anspannung, die auch daher kommt, dass mir die Bedeutung dieser Worte immer wieder neu bewusst wird“, sagt sie. „Außerdem mache ich dann Fehler, wenn ich in Gedanken schon beim nächsten Schritt bin.“ Die Sorge im Vorfeld erwies sich allerdings als unbegründet: Rita Kischlat hatte ihre Nervosität sehr gut im Griff und freute sich im Anschluss an den Gottesdienst gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern, dass alles so gut geklappt hatte.

Am vierten Advent 2011 wurde Rita Kischlat in ihr Amt als Prädikantin im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen eingeführt; zuvor war sie schon mehrere Jahre als Lektorin tätig gewesen. Als Prädikantin wurde sie von Landessuperintendentin Dr. Ingrid Spieckermann mit der eigenverantwortlichen Leitung von Gottesdiensten beauftragt; sie darf selbständig Predigten schreiben und diese im Gottesdienst in den Gemeinden des Kirchenkreises halten. Lektorinnen und Lektoren werden hingegen nur damit beauftragt, sogenannte Lesepredigten zu halten, also mit einem vorgegebenen Text zu arbeiten. Durch eine Änderung des Kirchengesetzes, die die Landessynode im vergangenen Dezember beschloss, werden Prädikantinnen und Prädikanten nun auch mit der Leitung von Abendmahlsfeiern beauftragt – ein klarer Vertrauensbeweis und ein deutliches Bekenntnis der Synode zur Bedeutung der Ehrenamtlichen im Verkündigungsdienst. Für die Beauftragung von Ehrenamtlichen mit der Leitung von Abendmahlsfeiern hatte sich insbesondere Landesbischof Ralf Meister stark gemacht; der zuständige Bischofsrat der Hannoverschen Landeskirche beschloss die Neuerung.  Für Rita Kischlat bedeutet dieser Vertrauensbeweis eine starke Verpflichtung, verantwortungsbewusst mit dem Sakrament Abendmahl umzugehen. Beide Sakramente der evangelischen Kirche, die Taufe und das Abendmahl, lagen bislang, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ausschließlich in der Verantwortung von Pastorinnen und Pastoren.

Sieben  Prädikantinnen und Prädikanten sowie 16 Lektorinnen und Lektoren sind im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen mit Aufgaben in Gottesdienst und Verkündigung beauftragt; Abendmahlsfeiern leiten dürfen neben Rita Kischlat aus der Elisabethgemeinde auch Karin Ernst aus Bissendorf sowie Petra Klabunde und Heide-Gret Kochaus Brelingen. Sie haben sich ebenso wie Rita Kischlat in einer Zusatzausbildung des Michaelisklosters auf die Leitung von Abendmahlsfeiern vorbereitet; in Zukunft wird diese Vorbereitung fester Bestandteil der Prädikantenausbildung sein.

Über diesen Wandel hinaus wurden zwei weitere Paragraphen im Lektoren- und Prädikantengesetz der hannoverschen Landeskirche geändert: Endete eine Beauftragung bislang mit dem 68. Geburtstag, so dürfen Lektoren und Prädikanten nun bis zum Alter von 72 Jahren tätig bleiben, darüber hinaus ist eine Verlängerung bis 75 möglich. „Und wir haben jetzt einen Anspruch auf Entschädigung für unseren Aufwand“, berichtet Rita Kischlat – bislang hatte es in diesem Punkt nur eine Kann-Bestimmung gegeben. Nach wie vor ist die Aufwandsentschädigung mit bislang zwölf Euro pro Gottesdienst eher symbolisch, dennoch freuen sich die ehrenamtlich im Verkündigungsdienst Tätigen darüber, haben sie doch Ausgaben für Arbeitsmaterial und Fortbildungen.

In Zukunft werden in den Gemeinden des Kirchenkreises weitere Prädikantinnen und Prädikanten mit der Leitung von Abendmahlsfeiern beauftragt werden, nachdem sie die Zusatzausbildung oder die erweiterte Prädikantenausbildung absolviert haben. Vor Ort engagiert sich Pastor Rainer Müller-Jödicke aus Engelbostel als Kirchenkreisbeauftragter für die Lektoren- und Prädikantenarbeit in der Ausbildung von Lektorinnen und Lektoren: In Zusammenarbeit mit Kantor Arne Hallmann und Ehrenamtlichen bildet er zurzeit 13 Frauen und Männer aus dem gesamten Kirchenkreis aus.

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