Die Farben leuchten auch nach Jahrzehnten noch
Turmuhr der Martinskirche wurde repariert

Das Spendenaufkommen war enorm und zeigte einmal mehr die Verbundenheit der Menschen in Engelbostel mit ihrer Kirchengemeinde: Mehr als 4.500 Euro wurden in der Weihnachtszeit des vergangenen Jahres für die Reparatur der Turmuhr der Martinskirche gespendet. Dank dieser großen Summe, die aus Einnahmen des Weihnachtsmarktes, einer großzügigen Einzelspende und Dank eines Spendenaufrufes der Familie Deiters zusammenkam, konnte Pastor Rainer Müller-Jödicke jetzt den Reparaturauftrag an eine hessische Fachfirma erteilen.
Glockengießermeister und Seniorchef Günther Kisselbach machte sich daraufhin selbst auf den Weg aus der Nähe von Kassel nach Engelbostel, damit die Gemeinde nicht länger auf das Läuten der kleinen Stundenglocke verzichten muss – selbst die Kinder der Grundschule hatten Rainer Müller-Jödicke im Religionsunterricht schon darauf angesprochen, dass die Turmuhr stehen geblieben war. Günther Kisselbach hatte als Lehrling selbst vor Jahrzehnten das nun defekte Uhrwerk eingebaut – und er weiß noch viel über Uhr und Glocken der Martinskirche zu erzählen. Von seinem Vater hörte er vom Schicksal der beiden etwas kleineren alten Glocken im Turm: Während des Zweiten Weltkrieges waren sie abgebaut und zum hannoverschen Nordhafen transportiert worden; so wie rund 2.000 weitere Glocken aus ganz Deutschland auch sollten sie eingeschmolzen und zu Patronenhülsen verarbeitet werden. Jahre nach dem Krieg ersetzte die Gemeinde die beiden gestohlenen Glocken durch zwei neue, die im Jahr 1959 gegossen wurden; die größte der drei Glocken aus dem Jahr 1651 aber tut noch heute ihren Dienst im Turm der Martinskirche. Allerdings muss auch sie dringend instand gesetzt werden: Die Balken, an denen die rund 1,5 Tonnen schwere Glocke hängt, sind von einem Pilz befallen, und die aus drei Schichten Leder bestehende Aufhängung des Klöppels ist ebenfalls angegriffen. Auch das Läutwerk, das die drei Glocken steuert, muss überholt und neu verkabelt werden: „Diese alten Kabel können im schlimmsten Fall zu einem Brand durch Überhitzung führen“, warnt Günther Kisselbach. Pastor Müller-Jödicke reagierte entsetzt: „In meiner früheren Gemeinde sind solche Warnungen von niemandem ernst genommen worden, bis die Glocken anderthalb Jahre lang still gelegt werden mussten“, erzählt er. Um dies in Engelbostel zu vermeiden, müssten weitere Spenden eingeworben werden – und Rainer Müller-Jödicke ist guter Dinge, dass die Menschen vor Ort ihre Gemeinde auch weiterhin unterstützen werden.
Erst einmal aber ist die Freude groß, dass die Turmuhr wieder funktioniert und die Stundenglocke verlässlich schlägt. Günter Kisselbach freut sich darüber hinaus auch über die Qualität der alten Handwerksarbeit: „Wir haben damals auch das Zifferblatt gefertigt und ich freue mich, wie schön die Farben immer noch leuchten“, sagt er.