Die Entdeckung der Langsamkeit
Vikarin Jessica Jähnert-Müller, Ev-luth. Elisabeth-Kirchengemeinde Langenhagen

Es ist Freitagnachmittag. Mit schnellen Schritten schiebe ich meinen Einkaufswagen durch die Gänge des großen Supermarktes. Habe ich es schon erwähnt? Es ist Freitagnachmittag – und es ist voll. Ganz Langenhagen scheint seinen Wochenendeinkauf zu tätigen. Nichts mit mal eben schnell den Wagen durch die Gänge schieben. Doch zum Glück kenne ich einige Abkürzungen und so schlängele ich mich an den großen Menschenmassen geschickt vorbei – am Brotregal hat sich schließlich bereits ein Stau gebildet.
Noch eine Packung Milch in den Wagen und dann kann es auch schon zur Kasse gehen. ‚Man, bin ich heute schnell’, denke ich und stelle mich an. Das große Erwachen kommt, als ich sehe, wie die Kassiererin freundlich lächelnd jedes Produkt einzeln in die Hand nimmt, kurz begutachtet und mir dann mit einem wohlwollenden Blick in die Hand drückt.
Ein Kribbeln steigt in mir auf, der rechte Fuß beginnt bereits auf dem Boden zu scharren und in meinem Kopf dröhnt es: Ich hab doch keine Zeit! Geht das nicht ein wenig schneller?
Ein jegliches hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. - so die Worte aus dem Buch Prediger (Kap. 3,1). Wann nehme ich mir bewusst Zeit für etwas? Ein Wort mit dem Nachbarn wechseln, ohne dabei auf die Uhr zu schielen. Mit dem Partner einen Kaffee trinken, ohne an den nächsten Termin zu denken. Im Hier und Jetzt verweilen, denn so ist es gut. Ein jegliches hat seine Zeit!