„Die drei Glocken der Martinskirche“
Pfingstsonntag: Klappstuhlgottesdienst mit musikalischer Uraufführung

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1196: Vor 825 Jahren gab Bischof Thetmarus aus Minden bekannt, dass Graf Konrad von Roden die Klosterkirche Marienwerder errichten und sie unter anderem mit der „Kirche in Hendelingeburstelle“ dotieren wolle. Hendelingeburstelle war die mittelalterliche Bezeichnung für den Ort Engelbostel; die erwähnte dortige Kirche befand sich bereits an der Stelle, an der heute die evangelisch-lutherische Martinskirche steht.
Der 825. Geburtstag der Martinskirchengemeinde wird am Pfingstsonntag, 23. Mai, mit einer musikalischen Uraufführung gefeiert: „Die drei Glocken der Martinskirche“, ein Stück für drei Kirchenglocken, Chor und Band, wird an diesem Tag erstmals zu hören sein. Der Musiker und Musikpädagoge Holger Kiesé aus Engelbostel komponierte das Stück aus Anlass des Kirchenjubiläums; gespielt wird es in einem Klappstuhlgottesdienst, der ab 11 Uhr auf der Kirchwiese gefeiert wird.
„Unser Ziel ist es, den Klang der von Hand angeschlagenen Glocken mit dem Gesang des Chores und der Bandbegleitung verschmelzen zu lassen“, erklärt Holger Kiesé. In der Glockenstube des Martins-Kirchturmes werden drei Mitglieder der Percussion Group Langenhagen, Henry Markgraff, Jannis Euhus und Jarle Kiesé, die drei Kirchenglocken mit Gummi- und Eisenhämmern anschlagen, während der Back-to-Church-Chor auf der Kirchwiese singt. Der Klang wird vervollständigt durch Birte Kiesé am E-Bass, Dirk Ostermeier am Saxofon und Holger Kiesé am E-Piano.
„In dem Stück werden die einzelnen Glocken und ihre Bedeutung für das Gottesdienst- und Gemeindeleben besungen“, erzählt Pastor Rainer Müller-Jödicke, „außerdem auch die Glockeninschriften mit alttestamentlichen Psalmversen.“ Dazu erklingen die verschieden gestimmten Glocken in unterschiedlichen Rhythmen einzeln, zu zweit oder auch zu dritt und ergeben gemeinsam einen F-Moll-Dreiklang.

Die größte und zugleich älteste Engelbosteler Glocke stammt aus dem Jahr 1651 und hat einen Durchmesser von 112 Zentimetern. Sie ist auf den Ton F gestimmt. Die beiden anderen Glocken wurden im September 1959 geweiht und ersetzten ältere Glocken, die im Zweiten Weltkrieg für die Rüstungsproduktion abgegeben werden mussten. Die Sterbeglocke mit einem Durchmesser von 93 Zentimetern lässt den Läuteton As hören; die mit 73 Zentimetern kleinste Glocke, die Taufglocke, ist auf den Ton C gestimmt.
Den Klappstuhlgottesdienst zum Kirchengeburtstag dürfen maximal 100 Personen besuchen, die sich vorab über die Gemeinde-Webseite www.martinskirchengemeinde.de anmelden müssen. Die Festpredigt hält Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr, liturgisch gestaltet wird der Gottesdienst von Pastor Müller-Jödicke. Besucher*innen müssen sich einen Klappstuhl mitbringen.
„Unsere Dorfkirche hat kirchenhistorisch einige Bedeutung“, erzählt Müller-Jödicke im Vorfeld des Jubiläums. So sei die sehr viel größere hannoversche Marktkirche wohl als Filialkirche der Martinskirche in Engelbostel errichtet worden, da den Bürgerinnen und Bürgern vom Markte an der Leine der Weg nach Engelbostel zu weit geworden war und sie sich eine eigene Kirche wünschten. „Engelbostel gilt also als Urkirche im Leinetal“, sagt Engelbostels Pastor mit ein bisschen Stolz in der Stimme.