Die Diakonie steht täglich vor Herausforderungen

Diakonieverband stellt seinen Jahres- und Geschäftsbericht vor

Anne-Marei Stamme (von links), Angela Carld und Dorothee Beckermann nehmen die täglichen Herausforderungen in der diakonischen Beratungsarbeit an. Foto: Andrea Hesse
Anne-Marei Stamme (von links), Angela Carld und Dorothee Beckermann nehmen die täglichen Herausforderungen in der diakonischen Beratungsarbeit an. Foto: Andrea Hesse

„Willkommen bei uns“ lautet das Jahresthema der Diakonie in diesem Jahr und unter diese Überschrift stellte der Diakonieverband Hannover-Land auch seinen Jahres- und Geschäftsbericht 2015/16. Bei der Vorstellung des Berichtes in den Räumen der Diakonie in Langenhagen betonten die Kirchenkreissozialarbeiterinnen Angela Carld und Dorothee Beckermann sowie Anne-Marei Stamme, seit einem Jahr in der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung in Langenhagen tätig, dass sich dieses „Willkommen“ auf alle Menschen beziehe, die Rat und Hilfe bei der Diakonie suchen: auf Geflüchtete ebenso wie auf Einheimische. Dennoch sieht sich die Diakonie mit ihren Unterstützungsangeboten durch die Ankunft zahlreicher Flüchtlinge einer neuen Herausforderung gegenüber – ebenso wie die Kirchengemeinden. 

„Im Jahr 2015 wurden in den Gemeinden und Regionen des Kirchenkreises sehr schnell Strukturen für die Flüchtlingshilfe aufgebaut“, erklärte Superintendent Holger Grünjes zur Vorstellung des Diakonieberichtes. „Wenn die Kirchengemeinden gebraucht werden, sind sie da – das macht Kirche aus.“ 

Deutlich zeichnet sich der Unterstützungsbedarf bei geflüchteten Menschen auch in der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung in Langenhagen ab: „Im vergangenen Jahr hatten 82 Prozent der Ratsuchenden in der Beratungsstelle einen Migrationshintergrund“, berichtet Anne-Marei Stamme. Der Umgang mit vielen verschiedenen Kulturen und die sprachliche Verständigung stellten dabei eine tägliche Herausforderung dar; insbesondere in einem so sensiblen Arbeitsfeld wie der Schwangerenberatung. Einsamkeit und die Schwierigkeit, kostengünstig die für ein Baby notwendigen Dinge zu erhalten, zählten zu den Hauptgründen für den Beratungsbedarf, so Anne-Marei Stamme. Um dem Bedarf gerecht zu werden, bietet sie zweimal monatlich eine offene Sprechstunde im Mila, dem städtischen Treffpunkt für Flüchtlinge und Helferteams, an; zudem wird gerade ein mehrsprachiger Flyer entwickelt. „In Planung ist außerdem ein Ladenprojekt für Babyerstausstattung in Kooperation mit dem Kirchenkreis und dem Projekt edelMut“, erzählt Anne-Marei Stamme. „Ich empfinde es als Wohltat, dass wir hier erkannte Bedarf in dieser Form aufgreifen und darauf reagieren können.“

Mit Sorge nehmen die Kirchenkreissozialarbeiterinnen wahr, dass sich die Stimmung im Land verändert: „Bei einer zunehmenden Zahl von Menschen besteht der Eindruck, dass ihre eigene Bedürftigkeit weniger wichtig genommen werde als die Bedürftigkeit von Flüchtlingen“, schildert Dorothee Beckermann ihre Eindrücke. Hintergrund für dieses Gefühl sei die Tatsache, dass schon lange bestehende Probleme und Defizite durch die wachsende Zahl von Hilfsbedürftigen verschärft würden – mit der Folge eines wachsenden Sozialneides. 

„Wir in der Diakonie sind diejenigen, die solche Entwicklungen wahrnehmen und in die öffentliche Diskussion einbringen, um größere gesellschaftliche Verwerfungen zu verhindern“, beschreibt Dorothee Beckermann eine der diakonischen Aufgaben. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, wünscht sie sich einen ständigen Austausch mit den Kommunen, für den es bisher noch kein festes Format gibt. „Unsere Arbeit funktioniert nur, wenn Diakonie und Kommunen zusammenarbeiten“, sind die Mitarbeiterinnen des Diakonieverbandes Hannover-Land überzeugt. 

 

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