Deutliches Signal für ein gesamtgesellschaftliches Projekt

Gemeinsame Erklärung der leitenden Geistlichen in Niedersachsen

Bischof Heiner Wilmer (links) und Landesbischof Ralf Meister stellten die gemeinsame Erklärung der Bischöfe vor. Foto: Jens Schulze
Bischof Heiner Wilmer (links) und Landesbischof Ralf Meister stellten die gemeinsame Erklärung der Bischöfe vor. Foto: Jens Schulze

Angesichts des erneut steigenden Infektionsgeschehens der Pandemie haben die leitenden Geistlichen der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und der katholischen Bistümer am Montag eine gemeinsame Erklärung abgegeben. In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Leibnizsaal der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover stellten Landesbischof Ralf Meister, zugleich Ratsvorsitzender der Konföderation der evangelischen Kirchen in Niedersachsen, und Dr. Heiner Wilmer, Bischof des Bistums Hildesheim, die Erklärung vor. „Die Corona-Pandemie ist eine gesundheitliche, soziale und ökonomische Katastrophe ungeahnten Ausmaßes“, sagte Bischof Wilmer zu Beginn. Die Stärke der Kirchen liege nun in der tatkräftigen Unterstützung von Menschen, die Hilfe benötigten, sowie in der seelsorglichen Begleitung.

Bischof Wilmer lenkte dabei ein besonderes Augenmerk auch auf das Lebensende: Alte, kranke und sterbende Menschen sollten nicht allein gelassen werden. „Wir befinden uns heute in einer anderen Situation als im März: Wir können auf sieben Monate Erfahrung mit der Pandemie zurückgreifen“, erläuterte Landesbischof Ralf Meister. „Wir wissen, welche Schutzmaßnahmen wirkungsvoll sind, es gibt Masken und Schutzkleidung. Von daher stehen uns Möglichkeiten zur Verfügung, damit Angehörige sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger Kranke und Sterbende auch in dieser Krisensituation begleiten können.“

Meister betonte zudem die besondere Bedeutung der gemeinsamen ökumenischen Erklärung aller Bischöfe in Niedersachsen: „Davon hat es bisher noch nicht viele gegeben.“ Die Erklärung sei ein deutliches Signal, die Bewältigung der Pandemie als gesamtgesellschaftliches Projekt zu sehen, in dem keine neuen Grenzen gezogen werden dürften. „Die Erklärung der niedersächsischen Bischöfe will keine Interpretation der aktuellen Corona-Verordnung sein“, so Meister. „Sie will ein Zeichen des Trostes und der Hoffnung setzen. Unsere Gesellschaft darf nicht in der Furcht gefangen bleiben, denn das ist für eine Demokratie keine Option. Es muss für uns alle darum gehen, dass in der Pandemie keine Menschen ausgegrenzt werden, sondern dass wir einander aus Liebe helfen.“

Beide Bischöfe plädieren dafür, auch junge Menschen in dieser Notlage nicht aus dem Blick zu verlieren. Schulen und Kindertagesstätten könnten dank der Lernerfahrungen der vergangenen Monate auf einer ganz anderen Basis offengehalten werden als noch zu Beginn der Pandemie. Bischof Wilmer nannte die politischen Entscheidungen zur Pandemie weiterhin „schwierig und hochkomplex“. Wer zu viel lockere, gefährde Menschen. „Wer zu wenig lockert, gefährdet wirtschaftliche Existenzen und riskiert soziale Folgeschäden, etwa durch Arbeitslosigkeit, Vereinsamung, Krankheit oder kaum aufzuholende Bildungsdefizite.“

Mit Blick auf die Gottesdienste wiesen die leitenden Geistlichen auf den bereits mitgetragenen Eingriff in die Religionsfreiheit hin. Die im Dienste des Infektionsschutzes erteilten Auflagen trügen die Kirchen in Solidarität mit allen Menschen in der Gesellschaft, sagte Wilmer. Die Gemeinden, so Landesbischof Meister, hätten in den vergangenen Monaten in großer Verantwortung die notwendigen Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt, um die Kirchen weiterhin mit der gebotenen Vorsicht offenhalten zu können. Dies gelte weiterhin – auch und gerade zu Weihnachten, wie beide Bischöfe betonten. „Weihnachten ist das Fest der Hoffnung und der Mensch hat ein Grundrecht auf Hoffnung“, betonte Wilmer. „Wir werden in diesem Jahr vielfältiger und kreativer feiern als je zuvor“, versprach Ralf Meister.

Die Erklärung im Wortlaut ist HIER zu finden.

 

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