„Das sind Menschen, die sich nicht informieren wollen“
Godshorner Laienkanzel: klare Worte von Hanna Legatis

„Nehmt einander an wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob“, so lautet die Jahreslosung für das Jahr 2015. Dieser Satz aus dem Römerbrief, geschrieben von Paulus im Jahr 55 nach Christus, gilt auch heute noch als eine gültige Zusammenfassung aller christlichen Grundsätze, so wie er sie verstand.
Es bedarf noch nicht einmal einer Religionszugehörigkeit, um angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt die hochaktuelle Bedeutung dieser Losung zu erkennen. Die Journalistin, Schauspielerin und Mitherausgeberin des Hannoverschen Straßenmagazins Asphalt, Hanna Legatis, rief in ihrer Predigt am Neujahrstag im Rahmen der Godshorner Laienkanzel dazu auf, Haltung zu zeigen, wach und aufmerksam zu sein gegenüber Diffamierung, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit. Mit deutlichen Worten wandte sie sich in ihrem Vortrag gegen die diffusen Stimmungen in der Gesellschaft, wenn es um die Menschen geht, die aus Syrien und dem Irak vor dem Krieg flüchten, weil sie dort um ihr Leben fürchten müssen.
Gerade einmal 160.000 Flüchtlinge seien im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen, so Hanna Legatis – angesicht von mehr als 80 Millionen Einwohnern ein verschwindend geringer Anteil. Die weitaus meisten Flüchtlinge würden von den Anrainerstaaten der Herkunftsländer aufgenommen, beispielsweise dem Libanon – einem Land mit vier Millionen Einwohnern, das man weder als reich noch politisch stabil bezeichnen könne. „Dennoch hat dieses Land 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen“, so Hanna Legatis. Keine Rede also von „Flüchtlingsströmen“ in Deutschland, die besonders von denjenigen beschworen würden, die sich „patriotische Europäer“ nennen und gegen eine angeblich drohende „Islamisierung des Abendlandes“ demonstrieren.
Zwar sei bekannt, so Hanna Legatis, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung nationalistisch, antisemitisch und ausländerfeindlich eingestellt seien, dennoch sei sie entsetzt über die Ausbrüche rassistischer Gesinnung, die bei den „PEGIDA“-Märschen, bei Hooligankrawallen, Pro NRW oder AFD derzeit ans Tageslicht kämen. Auch sei es falsch zu behaupten, die Teilnehmer der „PEGIDA“-Märsche seien Bürger, die ihre Sorgen und Ängste formulierten und die man ernst nehmen müsse, wie manch einer in der Politik behaupte: „Nein“, sagt Hanna Legatis, „es sind Leute, die ein sehr eingeschränktes Weltbild haben, die alles, was anders ist, stört, die latent oder offen rassistisch sind, die sich nicht informieren wollen und stattdessen die Medien pauschal als Lügenpresse verunglimpfen.“
„Das nehme ich diesen Leuten besonders übel, die da bei ‚PEGIDA‘ und Konsorten unterwegs sind – dass sie sich nicht informieren wollen, weder über ihre eigene Situation noch über die Situation in den Ländern, aus denen die Menschen fliehen.“ Angesichts dessen und ganz im Sinne der Losung aus dem Römerbrief sei daher in erster Linie der Respekt gegenüber Menschen gefragt, betonte Hanna Legatis – Respekt und eine Begegnung auf Augenhöhe. Unabhängig von Hautfarbe und Herkunft.
Dirk Lange; Lgh. ECHO