Betroffene beteiligen sich mit ihrer Expertise

Forschungsverbund erarbeitet Studie zu Sexualisierter Gewalt

Karoline Läger-Reinbold leitet die Fachstelle Sexualisierte Gewalt der hannoverschen Landeskirche. Foto: Heiko Preller
Karoline Läger-Reinbold leitet die Fachstelle Sexualisierte Gewalt der hannoverschen Landeskirche. Foto: Heiko Preller

Die jüngsten Diskussionen innerhalb der EKD-Synode und der kürzlich veröffentlichte Fall aus einer Kirchengemeinde im Sprengel Osnabrück machen es einmal mehr deutlich: Es ist eine Aufgabe für alle Ebenen der Kirche, die Bemühungen um Aufklärung und Aufarbeitung Sexualisierter Gewalt zu unterstützen. Um diese Prozesse voran zu bringen, hat sich die Leiterin der Fachstelle Sexualisierte Gewalt in der hannoverschen Landeskirche, Dr. Karoline Läger-Reinbold, jetzt mit einer Bitte an alle Gemeinden, Kirchenkreise und Einrichtungen gewandt, um eine breite Öffentlichkeit herzustellen.

„Unsere Landeskirche hat sich mit den Grundsätzen für die Prävention, Intervention, Hilfe und Aufarbeitung in Fällen sexualisierter Gewalt klar positioniert und vertritt eine Null-Toleranz-Haltung“, sagt Läger-Reinbold. „Die Prävention und die Umsetzung von Schutzkonzepten sind Aufgaben, mit denen sich in den kommenden Monaten alle Gemeinden und Einrichtungen befassen müssen, sofern sie noch nicht damit begonnen haben.“

Transparenz und Beteiligung im Rahmen der Aufarbeitung seien unerlässlich, so Läger-Reinbold weiter. Sie bittet in diesem Zusammenhang um Aufmerksamkeit für eine bundesweite Studie zu Sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in evangelischer Kirche und Diakonie.

Die Studie wird aktuell durch den unabhängigen Forschungsverbund „ForuM“ erarbeitet. Dem Verbund, der in keinerlei Verbindung zu Kirche oder Diakonie steht, gehören Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen an: Soziale Arbeit, Geschichtswissenschaft, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie, forensische Psychiatrie, Sexualwissenschaft und Kriminologie. In sechs Teilprojekten verfolgt der Forschungsverbund das Ziel, eine Analyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die (Sexualisierte) Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen, vorzulegen – hiermit soll eine empirische Basis für weitere Aufarbeitungsschritte geschaffen werden.

Auf seiner Webseite informiert der Forschungsverbund über Ziele, Inhalte und Verantwortliche der Studie. Bild: Screenshot
Auf seiner Webseite informiert der Forschungsverbund über Ziele, Inhalte und Verantwortliche der Studie. Bild: Screenshot

Insbesondere auf zwei Teilprojekte, die auf die Beteiligung Betroffener angewiesen sind, macht Läger-Reinbold aufmerksam. Das Teilprojekt C „Perspektiven Betroffener“ wird bearbeitet vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP München); es erforscht die Erfahrungen und Sichtweisen von Menschen, die Sexualisierte Gewalt in evangelischen Kontexten erlitten haben. Das Teilprojekt D „Die Perspektive Betroffener auf Strukturen der evangelischen Kirche und deren Nutzung durch Täter*innen“ liegt in der Verantwortung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und richtet den Blick auf Strukturen innerhalb der evangelischen Kirche, die für die Ausübung von Gewalt genutzt werden können.

In beiden Teilprojekten sind Menschen, die im Bereich von evangelischer Kirche und Diakonie Gewalt erlebt haben, zur Teilnahme an Interviewstudien eingeladen. „An unseren Studien beteiligen sich Betroffene als Co-Forschende und stellen ihre Expertise in allen Forschungsphasen bereit“, erklären IPP und UKE. „Alle erhobenen Daten werden streng vertraulich behandelt. Die Interviews werden gut vorbereitet und von erfahrenen Wissenschaftler*innen in einem geschützten Rahmen durchgeführt.“

Interessierte haben die Möglichkeit, sich genauer zu informieren, bevor sie sich zur Teilnahme an einer Studie entschließen. Dies kann auf Wunsch auch anonym geschehen.

Weitere Informationen zu den Zielen und Forschungsfragen der Studie, zu den Teilprojekten und zu Ansprechpartner*innen sind auf der Webseite https://www.forum-studie.de/ zu finden. In Kurzform beantwortet auch ein Flyer des unabhängigen Forschungsverbundes erste Fragen.

Informationen zur Fachstelle Sexualisierte Gewalt der hannoverschen Landeskirche und Kontaktdaten sind auf https://www.praevention.landeskirche-hannovers.de/ zu finden.

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