Beim Friseur
Pastor Klaus Dörrie, Ev.-luth. Eliagemeinde Langenhagen-Mitte

Ein Mann sitzt im Frisiersalon, um sich Haare und Bart schneiden zu lassen. Während der Arbeit unterhalten sich Friseur und Kunde angeregt über alles Mögliche, bis der Friseur verkündet: „Ich glaube nicht, dass Gott existiert.“
„Warum sagen Sie so etwas?“, fragt der Kunde. „Nun, Sie müssen nur einmal auf die Straße gehen, um zu sehen, dass es Gott nicht gibt. Wenn Gott existierte, würde es dann so viele kranke Menschen geben? Würde es missbrauchte Kinder geben? Wenn Gott existierte, gäbe es weder Schmerz noch Armut. Ich kann mir keinen liebenden Gott vorstellen, der alle diese Dinge erlaubt“, antwortet der Friseur.
Der Kunde denkt einen Moment nach, geht aber nicht auf die Argumente ein, denn die Arbeit ist fertig. Er bezahlt und verlässt den Salon.
Kurz darauf trifft er auf einen Mann mit langen, dreckigen Haaren und einem ungepflegten Vollbart. Er sieht schmutzig und unappetitlich aus. Der Kunde geht in den Frisiersalon zurück und sagt zum Friseur: „Wissen Sie was? Es gibt keine Friseure!“ „Warum sagen Sie so etwas?“, fragt dieser überrascht zurück. „Ich bin hier, und ich bin ein Friseur. Und ich habe Ihnen doch gerade eben die Haare geschnitten!“
„Nein“, ruft der Kunde, „Friseure gibt es nicht! Denn wenn es sie gäbe, dann würden keine Menschen mit langen, dreckigen Haaren und einem ungepflegten Bart herumlaufen, wie dieser Mann dort draußen.“
„Halt, halt. Sie interpretieren das völlig falsch! Natürlich gibt es Friseure. Das Problem ist, dass die Menschen nicht zu mir kommen.“
„Genau richtig“, erwidert der Kunde. „Das ist es! Gott gibt es auch. Das Problem ist, dass die Menschen nicht zu ihm kommen und sich von ihm beschenken lassen mit Liebe für ihre Mitmenschen. Das ist der Grund, warum es so viel Schmerz und Armut in der Welt gibt.“
Bei Gott, der in Jesus ein Mensch geworden ist, werden wir Menschen und Mitmenschen, wie Gott sie sich vorgestellt hat. Genau deshalb lädt Jesus zu sich ein (Mt. 11, 28): „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“